Malta: Geringe Beteiligung am Referendum über die Ehescheidung
Die Bischöfe von Malta
sind enttäuscht vom Resultat des Referendums am Wochenende: Mit einer knappen Mehrheit
haben die Bürger der Insel der Einführung der Ehescheidung zugestimmt. Ministerpräsident
Lawrence Gonzi erklärte, das Ergebnis entspreche nicht seinen Wünschen. Der Wille
des Volkes müsse aber respektiert werden, und das Parlament werde deswegen ein Gesetz
zur Einführung der Ehescheidung verabschieden. Malta war bisher der einzige EU-Staat,
in dem die Ehescheidung verboten ist. Die Bischöfe des kleinen Inselstaates entschuldigten
sich in einer nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Erklärung, sollten Mitglieder
der Kirche in der Debatte jemanden verletzt haben. Sie versprachen zugleich, unabhängig
vom Ausgang der Abstimmung dabei zu helfen, junge Leute besser auf die Ehe vorzubereiten,
und Paare besser beim Gelingen ihrer Ehe zu unterstützen. Befürworter der Ehescheidung
beschwerten sich über unzulässigen Druck auf Wähler, etwa in Altersheimen. Unter solchen
Umständen sei die Entschuldigung der Bischöfe nur schwer zu akzeptieren, hieß es.
Hintergrund Die
Wähler hatten darüber zu befinden, ob Ehescheidung zulässig werden soll, wenn Eheleute
mindestens vier Jahre getrennt leben und eine Versöhnung ausgeschlossen ist. An der
Volksbefragung, deren Ergebnis nicht verbindlich ist, beteiligten sich am Samstag
rund drei Viertel aller Wahlberechtigten. Laut Medienberichten handelt es sich damit
um die niedrigste Wahlbeteiligung in der Geschichte des Landes. Bei den letzten Parlamentswahlen
und beim Referendum über den EU-Beitritt hatten sich jeweils mehr als 90 Prozent der
Wahlberechtigten beteiligt. Die Auszählung hatte erst am Sonntag begonnen.