Ungarisches Konzert für Papst Benedikt: „Gott verläßt uns nicht“
Für einen Moment wurde
das alte Europa am Freitag Abend im Vatikan fast wieder greifbar: Ungarische Musiker
brachten vor dem deutschen Papst Kompositionen von Franz Liszt zur Aufführung – darunter
auch Psalm 13, den Liszt in den Jahren seines römischen Aufenthalts vertonte. Und
zwar auf deutsch. „Herr, wie lange noch?“, tönte es also auf deutsch durch die Audienzhalle.
„Herr,
wie lange noch? Viermal wiederholt der Psalmist diesen Ruf. Tenor und Chor skandieren
ihn nahezu, diesen Schrei des Menschen und der Menschheit unter der Last des Bösen
in der Welt. Aber Gott verläßt uns nicht. Der Autor des Psalms weiß das, und Liszt
weiß es auch, als ein Mann des Glaubens, der auch die niederen Weihen erhalten hatte.
Aus der Beklemmung steigt ein Gebet empor, das voller Zutrauen ist und sich in der
Freude Bahn bricht: „Ich aber baue auf deine Huld, / mein Herz soll über deine Hilfe
frohlocken. Singen will ich dem Herrn, / weil er mir Gutes getan hat.“ Hier verändert
sich die Musik von Franz Liszt und wird zu einer Hymne auf Gott, der nie verrät, der
nie vergißt, der uns niemals im Stich läßt.“
Auch zwei weitere Musikstücke,
die das ungarische Nationalorchester von Liszt zu Gehör brachte, trugen deutsche Titel:
Festmarsch zur Goethe-Jubiläumsfeier und Die Glocken von Rom. Ansonsten
war aber ungarisch die Sprache des Abends. Der ungarische Präsident Pal Schmitt hielt
seine Ansprache nahezu aussschließlich in seinem Heimatidiom, und auch Benedikt XVI.
wagte einen Ausflug ins Ungarische, um Liszt, der vor zweihundert Jahren geboren wurde,
als „wahrhaft europäischen Künstler“ zu würdigen.
Die Budapester Regierung
schenkte dem Papst das Konzert, weil sie in diesem ersten Halbjahr 2011 die EU-Ratspräsidentschaft
innehat; doch das Beharren auf dem Ungarischen wirkte nicht so richtig paneuropäisch.
Da klang es irgendwie beschwörend, als Papst Benedikt – wie er das gerne nach Konzerten
tut – den Zusammenklang vieler verschiedener Instrumente zu einem Klang schilderte:
„Streicher,
Flöten, Holzbläser, Trommeln haben wir gehört. Aber all das ergab nicht einen Haufen
unverbundener Geräusche, sondern den Ausdruck eines gemeinsamen musikalischen Projekts.
Und das hat uns die Schönheit und Freude des Zuhörens geschenkt.“
Ach,
wenn das doch in Europa auch so klappen würde mit dem harmonischen Zusammenklang...