Ein Aufruf gegen Machtgier
in der italienischen Politik. Klare Worte hat Papst Benedikt XVI. am Donnerstag bei
einer Versammlung der italienischen Bischöfe anlässlich der Einigung Italiens vor
150 Jahren gefunden. Die Kirche solle sich auf Grundlage der katholischen Soziallehre
gegen das Ausnützen öffentlicher Ämter aus persönlichen Interessen und Machtgier richten.
Italiens Katholiken sollen sich für die Einheit Italiens stark machen, so der Papst:
„Erneuert
im Sinne der Gegenseitigkeit die Möglichkeiten, euch zwischen Norden und Süden zu
begegnen. Helft dem Norden, das Ziel dieser großen, christlich inspirierten Bewegung
wieder auf zu nehmen, die eine Kultur der Gemeinschaft und der wirtschaftlichen Entwicklung
geschaffen hat. Bringt gleichzeitig den Süden dazu, zum Wohl der Gemeinschaft seine
Güter und seine Vorzüge, über die er verfügt, wie Aufnahmebereitschaft und Gastfreundschaft,
in Umlauf zu bringen.“
Im Hinblick auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit
– in Italien hat jeder vierte Jugendliche keine Arbeit - warnt der Papst vor den
möglichen Folgen für die Gesellschaft. Benedikt schließt sich einer Forderung der
italienischen Bischöfe an, die an Politik und Wirtschaft gerichtet ist:
„Nicht
zuletzt gibt es heute Schwierigkeiten, eine würdevolle Beschäftigung zu finden. Ich
schließe mich jenen an, die von Politik und Unternehmen fordern, keine Mühen zu scheuen,
um den schlechten Aussichten im Berufsleben entgegen zu wirken. Denn dies hindert
die Jugendlichen daran, mit Frohsinn eine Familie zu gründen, und das schadet einer
authentischen und harmonischen Entwicklung der Gesellschaft enorm.“
Papst
Benedikt XVI. hatte die Ansprache im Anschluss an eine Rosenkranzandacht in der römischen
Basilika Santa Maria Maggiore gehalten. Bereits im März hatte Benedikt eine viel beachtete
Botschaft zum 150-Jahr-Jubiläum Italiens veröffentlicht. Das Christentum gehöre zum
Fundament Italiens, so der Papst in einer Botschaft an den italienischen Staatspräsidenten
Giorgio Napolitano.