Caritas Internationalis: „Die Welt auf den Kopf stellen“
„Lasst euch von den
Hirten der Kirche leiten!" Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag zum Abschluss
der Generalversammlung der Caritas Internationalis die Teilnehmer auf deren Verantwortung
gegenüber der Kirche hingewiesen:
„Im Herzen der Kirche zu sein. Imstande
sein, in ihrem Namen zu sprechen und zu handeln. Dem Allgemeinwohl zu dienen. Das
alles verlangt nach einer besonderen Verantwortung hinsichtlich eines christlichen
Lebens, auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene. Nur auf dem Fundament
des täglichen Bemühens, Gottes Liebe anzunehmen und in seiner Gesamtheit zu leben,
kann die Würde eines jeden Menschen geschützt und gefördert werden.“
Am
Donnerstag ist der Franzose Michel Roy zum neuen Generalsekretär der Caritas Internationalis
gewählt worden. Der 56-Jährige, der bisher für die Lobby-Arbeit der französischen
Caritas verantwortlich war, hat die meisten Stimmen der Generalversammlung in Rom
bekommen. Der Wirtschafts- und Sprachwissenschafter tritt damit die Nachfolge von
Lesley-Anne Knight an, die auf Wunsch des Vatikans nicht zu einer erneuten Wahl angetreten
war. In einer ersten Reaktion hat sich Roy für das Vertrauen bedankt:
„Ich
bin den Mitgliedern der Versammlung, die mich gewählt haben, dankbar, dass ich Lesley
Knight in dieser sehr wichtigen Arbeit des Netzwerks der Caritas nachfolgen darf,
die Lebensbedingungen der Armen zu ändern, sowohl vor Ort als auch im globalen Zusammenhang.
Meine Gedanken gehen an all die kleinen und neuen Caritas-Stützpunkte, die Problemen
gegenüber stehen. Das ist unser höchstes Ziel: Dass unsere Arbeit überall stark wird
und damit unsere Mission tragen kann.“
Während seiner dreißigjährigen Lobbying-Tätigkeit
für die französische Caritas hat sich Roy vor allem mit der Finanzierung von Entwicklungshilfe
und dem Schutz des Friedens und der Menschenrechte beschäftigt. Roy hat eine klare
Vorstellung über die Aufgaben des Dachverbands:
„Unsere Aufgabe ist, im
Rahmen des Strategieplans, den wir hier beschlossen haben, die humanitäre Verantwortung
des Caritas-Netzwerkes in Hinblick auf Natur- als auch menschlich verursachte Katastrophen
zu stärken. Zweitens die Bewerbung und Koordinierung der integralen humanitären Entwicklungsarbeit,
die das Fundament aller Caritas-Organisationen ist: Wie unsere Arbeit weiter verbessert
werden kann, damit die Armen ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich entwickeln
können.“
Seit Jahren engagiert sich Roy, Unternehmen auf ihre soziale Verantwortung
aufmerksam zu machen. Seit Jahren ist er Mitglied im Vorstand einer Initiative für
mehr Transparenz in der Rohstoff-Industrie.
„Die dritte Achse besteht in
der Anwaltschaft für eine bessere und gerechtere Welt. Wir stehen mitten in einer
Krise und vor großen Herausforderungen. Wir sehen, dass die Welt von der Finanzwirtschaft
dominiert wird. Deshalb wollen wir die Welt auf den Kopf stellen und den Menschen
wieder in den Mittelpunkt rücken. Und das vierte Ziel ist, die Koordinierung und Kommunikation
der Mitglieder untereinander zu verbessern, damit jedes Mitglied an der Mission des
gesamten Netzwerks teilnehmen kann, vor Ort als auch im globalen Zusammenhang.“
Bereits
am Dienstag ist der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga im Amt
des Welt-Caritas-Präsidenten wieder gewählt worden. Die 19. Generalversammlung der
Caritas Internationalis, die heuer ihr 60-jähriges Bestehen feiert, stand unter dem
Motto „Eine Menschheitsfamilie - Null Armut“.