2011-05-26 08:47:14

Benedikt XVI.: „Die Suche nach Gott – Ein Kampf, seinen Namen zu kennen“


RealAudioMP3 Über das Beten kann man nicht nur in der Sprache der Stille und Ruhe sprechen. Darauf wies Papst Benedikt XVI. in seiner Katechese zur Generalaudienz an diesem Mittwoch hin. Am Beispiel des Buches Genesis führte er aus, dass es manchmal eine andere Sprache brauche, zum Beispiel die des Kampfes.

„Es geht um einen Kampf, in den ein Unbekannter den Stammvater Jakob bei Nacht verwickelt. Der Rivale scheint besiegt zu sein, doch dieser fragt ihn, wie er denn heiße. Darauf gibt der Patriarch seinen Namen preis und antwortet: „Jakob“. Den Namen kennen bedeutet nach biblischer Auffassung, Macht über die Person zu haben. Indem Jakob seinen Namen nennt, gibt er sich in die Hände seines Gegners. Aber durch diese Geste der Übergabe wird Jakob paradoxerweise doch zum Sieger im Kampf erklärt und erhält einen neuen Namen: „Nicht mehr Jakob wird man dich nennen sondern Israel (Gottesstreiter); denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen“ (Gen 32,29). Der Name „Jakob“, der auch „Betrüger“ bedeutet und an Episoden aus seinem bisherigen Leben erinnert, weicht einer neuen Identität.“

Eine Begegnung mit Gott, die das bisher Negative aus der Geschichte nicht wegnimmt, aber ins Positive wandelt, so der Papst. Hier ließen sich Parallelen für das Gebetsleben heute ziehen:

“Die geistliche Überlieferung der Kirche hat in dieser schwierigen Geschichte des nächtlichen Kampfes ein Sinnbild für das Gebet gesehen, insofern es ein Ringen im Glauben ist, ein Ringen der Sehnsucht, Gott zu kennen, ein Ringen, ihn näher zu kommen, ihn kennenzulernen, ihn zu begegnen, ein Ringen der Beharrlichkeit. Es geht dabei um die Suche nach Gott, um den Kampf, seinen Namen kennen zu lernen. Jakobs Streit zeigt uns die Intensität der Gottesbeziehung, die mit Ausdauer göttlichen Segen, eine neue Identität als Frucht von Umkehr und Vergebung erbittet. Nicht im Vertrauen auf eigene Kräfte wird der Segen Gottes gewonnen. Jakob und alle Beter empfangen ihn von Gott als ein Geschenk, das sie verwandelt. So will uns diese mysteriöse Geschichte einladen, auszuhalten vor dem unbekannten Gott, um ihn zu ringen, ihn nicht loszulassen, bis er uns segnet und durch die Kraft unserer Demut und unserer Beharrlichkeit unsere Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott: Ihn kennen zu lernen, ihn zu sehen und von ihm gleichsam besiegt zu werden, indem er uns erneuert und verwandelt. Möge das Beispiel des Jakob uns Mut machen, uns ganz in die Hände Gottes zu geben, nicht Angst zu haben, dass uns dabei etwas verloren geht und von ihm umwandeln zu lassen.“


(rv 25.05.2011 ord)








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