Unter schwierigen
Bedingungen begehen Christen in China an diesem Dienstag den Mariengedenktag „Maria,
Hilfe der Christen“. Aus Anlass des Festes Unserer Lieben Frau von Sheshan, wie der
kirchliche Feiertag im Land der Mitte heißt, pilgern Gläubige zum Wallfahrtort Sheshan
bei Shanghai, um zu Maria zu beten – unter Argusaugen der chinesischen Behörden, die
bereits in den letzten Tagen etliche Kirchenvertreter der romtreuen Untergrundkirche
verhaften ließen, um sie an der Wallfahrt zu hindern. Schon in den vergangenen Jahren
waren zum Gedenktag in Sheshan viele Pilger von den Behörden zurückgewiesen worden.
Nach Ansicht des Hilfswerkes für verfolgte Christen „Open Doors“ hat die regimegesteuerte
Kontrolle von Christen in China in Folge der Umbrüche in der arabischen Welt zugenommen.
Die chinesische Regierung habe in letzter Zeit „die Zügel angezogen“, sagte der Open
Doors-Mitarbeiter Daniel Ottenberg dem Kölner Domradio und nennt ein Beispiel:
„Denken
wir zum Beispiel an die protestantische Kirche in Peking, die von ihrem Vermieter
auf einmal gesagt bekommen hat: Ihr könnt hier nicht bleiben. Und dann stand die Kirche
mit über 1.000 Mitgliedern auf einmal auf der Straße, wo sie sich dann auf die Religionsfreiheit
in der Verfassung berufen hat, um auf der Straße ihren Glauben zu feiern. Nun ist
die chinesische Regierung sehr ängstlich, was Straßenversammlungen angeht, und verhinderte
die Gottesdienste. Wir bekommen seitdem jede Woche Meldungen über Christen, die verhaftet
wurden; die meisten werden nach einigen Tagen wieder entlassen, aber es ist so eine
Art Machtprobe.“
Den gestiegenen Druck vor dem Marienfest führt Open Doors
– wie im übrigen auch viele chinesische Kirchenvertreter – auf Papst Benedikts Gebetsaufruf
von letzter Woche zurück. Der Papst, der den 24. Mai ja selbst zum Weltgebetstag für
die Kirche in China ernannt hatte, hatte zur Solidarität mit der Kirche in China aufgerufen
und diese zugleich an die Einheit mit Rom erinnert. Das chinesische Außenministerium
reagierte umgehend:
„Es gab ja sofort eine Stellungnahme, dass die Religionsfreiheit
in China ganz wunderbar sei, was man durchaus mit guten Gründen bezweifeln kann. Und
deswegen würde ich schon sagen: Ja, das ist eine Reaktion auf die Rede des Papstes.“