Die katholische Caritas
nimmt neue Formen der Armut unter die Lupe. Das sagte uns vor dem Beginn der 19. Vollversammlung
von Caritas Internationalis in Rom der Untersekretär des vatikanischen „Caritas-Rates“
Cor Unum, der spanische Priester Segundo Tejado Muñoz.
„Armut ist immer
Armut. Hunger existiert immer noch in der Welt, Millionen Menschen haben keinen Zugang
zu Nahrung. Wir als Caritas beginnen aber auch über andere Formen der Armut nachzudenken.
Solche nämlich, die mit der Auflösung der Familie zu tun haben. Familie ist Zufluchtsort
für den Menschen, dort findet er Solidarität und wird geliebt für das, was er ist,
und nicht für das, was er hat.“
Die Familie verliere in der Gesellschaft
an Boden, und das schaffe neue Lebenswirklichkeiten, so der Vatikan-Mann weiter.
„Es
handelt sich nicht um klassische Armut, sondern um Menschen, die die neuen Spaltungen
nicht tragen können, auch vom wirtschaftlichen Standpunkt. Da entstehen Einsamkeit
und eine Reihe von Schwierigkeiten gerade für Kinder und Jugendliche.“
Die
19. Vollversammlung von Caritas Internationalis – übrigens im 60. Jahr ihrer Gründung
- hat an diesem Sonntag in Rom begonnen und dauert bis Freitag. Mehr als 300 Fachleute
aus 165 Nationen sprechen über die bestehenden und künftigen Herausforderungen an
die christliche Nächstenliebe. Außerdem geht es um die Statuten von Caritas Internationalis,
die nach der kirchenrechtlichen Neuausrichtung der Organisation vom November 2004
und ihrer engeren Anbindung an den Päpstlichen Rat "Cor unum" überarbeitet werden
müssen. Auch muss bei der Konferenz die Nachfolge der Generalsekretärin Lesley-Anne
Knight geklärt werden, deren Amtszeit ausläuft und vom Vatikan nicht verlängert wird.
An
diesem Samstag war aus Anlass der Caritas-Vollversammlung ein Sonderzug vom nahezu
nie benutzten Vatikan-Bahnhof abgefahren. Für die Sonderfahrt einer Dampflokomotive
aus dem Jahr 1915 wurde der Bahnhof hinter dem Petersdom ausnahmsweise für wenige
Stunden geöffnet. Caritas Internationalis bat Fahrgäste auf dem Weg nach Orvieto zur
Feier des Tages um eine Spende für das weltumspannende Netz aus Caritas-Projekten.
Die Fahrgäste konnten zwischendurch einen Blick in den Luxuswaggon werfen, mit dem
Papst Johannes XXIII. wenige Tage vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils 1962
nach Assisi pilgerte. (rv 22.05.2011 gs)