Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Samstag zum ersten Mal mit Astronauten Kontakt aufgenommen. Um genau
13 Uhr 11 mitteleuropäischer Zeit war die Live-Schaltung zwischen Vatikan und der
internationalen Raumstation ISS hergestellt:
„Liebe Astronauten, ich bin
sehr froh darüber, die Möglichkeit zu haben, mit euch während eurer Mission zu sprechen.
Die Menschheit geht in der Wissenschaft und Technik durch eine Zeit der extrem schnellen
Entwicklung. In einer Weise seid ihr unsere Vorreiter, unsere Avantgarde der menschlichen
Entdeckungsreise in Richtung neuer Räume und neuer Möglichkeiten für unsere Zukunft,
indem ihr euch in eurem täglichen Dasein über Grenzen hinwegsetzt.“
Anschließend
hat sich der Papst über die Erfahrungen und Eindrücke der Astronauten in 400 Kilometern
Höhe erkundigt. Auf die erste von insgesamt fünf Fragen antwortete der amerikanische
Astronaut Mark Kelly, dessen Frau, die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords, vergangenen
Januar bei einem Attentat lebensgefährlich verletzt worden war. Kelly antwortete auf
die Frage des Papstes, welche Bedeutung Krieg und Gewalt aus der Sicht des Weltalls
haben:
„Danke für die netten Worte, Eure Heiligkeit, und danke für Eure
Gedanken an meine Frau Gaby. Das ist eine gute Frage, denn wir fliegen hier hoch über
der Welt und man sieht hier oben keine Grenzen. Zugleich weiß man, dass Menschen gegeneinander
kämpfen und viel Gewalt herrscht, und das ist ein Unglück. Menschen kämpfen aus unterschiedlichen
Gründen, wie man derzeit im Nahen Osten sieht, in gewissen Regionen um Demokratie,
aber üblicherweise kämpfen Menschen um Ressourcen und Energie. Hier im Weltraum nutzen
wir die Kraft der Sonne und sind von anderer Energie unabhängig. All diese Technik
und Wissenschaft, die in so einer Raumstation steckt, gibt uns gewissermaßen unbegrenzte
Energie. Diese Technologien könnten auf der Erde mehr eingesetzt werden, um dadurch
möglicherweise Gewalt verhindern zu können.“
Die Menschheit erlebe derzeit
einen äußerst raschen Fortschritt in Wissenschaft und Technik, sagte der Papst. „Ihr
seid dabei unsere Vertreter an vorderster Front“, um neue Räume und Möglichkeiten
für die Zukunft jenseits der alltäglichen Begrenzungen zu erkunden, begrüßte Benedikt
XVI. die Astronauten. Er äußerte die Hoffnung, dass die Erkenntnisse der Raumfahrt
der ganzen Menschheit zugutekämen. Der Papst erkundigte sich bei den Astronauten
über ihre Eindrücke und Erfahrungen bei ihrem Flug hoch über der Erde. Er sprach über
den Beitrag, den die Wissenschaft für das friedliche Zusammenleben der Menschen auf
der Erde leisten könne, und äußerte sich zur Verantwortung für die Umwelt und das
Überleben der künftigen Generationen. Und er brachte die Frage nach den Ursprüngen
von Universum und Menschheit und nach einem Schöpfergott ins Gespräch.
Anlass
für die Schaltung ins Weltall war die letzte Mission des Space Shuttles Endeavour,
das am Mittwoch an die Raumstation angedockt ist. An Bord der Raumstation befinden
sich auch zwei italienische Astronauten, darunter Roberto Vittorio, der vor seinem
Flug vom Papst eine Medaille bekommen hatte.