Ex-Astronaut Reiter: „Papst hat die zentralen Punkte der Raumfahrt angesprochen“
Für ihn war die Live-Schaltung
des Papstes in den Weltraum ein Geburtstagsgeschenk: Thomas Reiter, selbst ein früherer
Astronaut, der heute für die Europäische Weltraum-Agentur ESA arbeitet. Der gebürtige
Frankfurter wird in zwei Tagen 53 Jahre alt. An diesem Samstag durfte er Papst Benedikt
mit der Internationalen Raumstation verbinden.
„Das ist ein überwältigendes
Erlebnis, zum einen in dieser Umgebung: Das war das erste Mal, dass ein Papst mit
Kollegen im Weltraum gesprochen hat. Und dann natürlich, meine Kolleginnen und Kollegen
im Weltraum zu sehen, die dort oben leben und jetzt kurz davor sind, wieder zurückzukommen...“
1995
war das, als Reiter zur russischen Raumstation aufbrach. Er ist der erste deutsche
Astronaut, der einen Weltraumspaziergang unternommen hat. Momente, die an diesem Samstag
im Vatikan wieder sehr präsent wurden:
„Naja – wenn man das sieht, dann
erinnert man sich natürlich, als wäre es gerade erst gestern gewesen. Der Papst hat
sehr interessante Fragen gestellt, die wirklich die zentralen Punkte der bemannten
Raumfahrt getroffen haben. Auf der einen Seite die Exploration, die Erkundung des
Neuen; auf der anderen Seite die Wissenschaft zum Wohle der Menschheit. Ich finde
es wirklich fantastisch, dass das so gut zusammenkommt.“
Im Gespräch mit
deutschen Journalisten nach dem Termin im Vatikan outet sich Thomas Reiter als gläubiger
Mensch:
„Ja – auch wenn ich nicht so intensiv praktiziere... aber ich bin
gläubig, ja.“
Dass Glaube und Vernunft zusammenpassen – ein Lieblingsthema
von Papst Benedikt –, stößt bei dem früheren Astronauten auf offene Ohren.
„Ich
denke, das sind zwei Seiten unserer Persönlichkeit, gewissermaßen unserer Seele: auf
der einen Seite das Forschen, das Erkunden, das Erklären; auf der anderen Seite der
Glaube und einfach die Fähigkeit, auch mal einen Schritt zurück zu tun und beim Blick
auf die Erde oder in die umgekehrte Richtung, ins Universum, zum Sternenhimmel sich
einfach nur davon begeistern zu lassen.“
Thomas Reiter konnte an diesem
Samstag in einem Saal des Apostolischen Palastes auch mit Papst Benedikt sprechen
– unmittelbar nach der Schalte ins All.
„Ganz kurz, ja. Er hat nochmal gefragt,
wie der Anblick der Erde von dort oben ist. Das hatten ihm die Kollegen ganz kurz
geschildert, und ich konnte das nur bestätigen: ein blauer Planet, eine ganz zarte
blaue Schicht, die die Atmosphäre darstellt. Man wünscht sich eigentlich, das solange
wie möglich anzuschauen, während man da oben ist.“