„I love Belarus“ - aber bitte nur mit Pressefreiheit
„I love Belarus -
Ich liebe Weißrussland“, der nationalistische Love-Song, mit dem sich Weißrussland
auf dem Eurovision-Song-Contest 2011 noch so selbstbewusst präsentierte, kann nicht
darüber hinweg täuschen: Machthaber Alexander Lukaschenko, der das Land seit 1994
eisern im Griff hält, gerät langsam ins Schwitzen. Als er nach den Präsidentschaftswahlen
Ende 2010 die Opposition blutig niederschlagen ließ, drehte die Europäische Union
Weißrussland prompt den Geldhahn zu. Hinzu kam leiser, doch beständiger Unmut, gar
Terror im eigenen Land: Mitte April explodierte in einer U-Bahn in der weißrussischen
Hauptstadt Minsk eine Bombe, nach der Lukaschenko Denkverbote verhängte: Wer über
den Hintergrund des Anschlags spekuliere, werde strafrechtlich verfolgt, drohte er
unter anderem.
Strafrechtlich verfolgt werden in der „letzten Diktatur Europas“
vor allem regimekritische Journalisten. So zum Beispiel Irina Chalip, die Anfang dieser
Woche (16.05.) zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie gegen die gefälschten
Wahlen vom Dezember auf die Straße ging. In einem solchen Kontext könnten die Worte
des Präsidenten des Päpstlichen Rates für Soziale Kommunikationsmittel an Medienmacher
und katholische Journalisten in Weißrussland nicht dringlicher sein. Er habe sie an
die „Kardinaltugenden“ des Journalismus erinnert, wie ihn die katholische Kirche versteht,
sagte uns Erzbischof Celli nach seiner Rückkehr aus Weißrussland ins Mikrofon – Kommunikation
im Dienste von „Gerechtigkeit, Wahrheit, Dialog und Liebe“.
„Wir müssen
alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen. Angefangen vom kleinen Blättchen
bis hin zum Bereich der neuen Medien. Wir haben mit den weißrussischen Autoritäten
auch über ein katholisches Radio gesprochen. Und wir wurden vom Informationsminister
dazu aufmerksam angehört. Das war ein junger Mann, der durchaus empfänglich für bestimmte
Probleme war. Ich bin froh, dass ich ihn und den Kultusminister treffen konnte. Das
Land muss jetzt in die Zukunft schauen und auf menschlichen Werten aufbauen, vor allem
auf dem Respekt der Menschenwürde…“ Wie explizit Monsignor Celli bei seinen
Treffen mit Journalisten staatlicher Zeitungen, Regierungsvertretern und natürlich
auch Vertretern der katholischen und orthodoxen Kirche im Land auf politische Fragen
eingegangen ist, wird nicht ganz klar. Er glaubt aber, „besonders sensible Thematiken
berührt zu haben“, gibt er im Gespräch mit Radio Vatikan an. Weißrussland habe „ernste
Probleme“, und man habe auch Fragen der Pressefreiheit und Menschenrechte berührt.
Positiv überrascht zeigt sich der Erzbischof über seine Begegnung mit jungen Kirchenvertretern:
„Ich
bin auf eine junge Kirche gestoßen, auf viele junge Priester. Wenn ich in andere Länder
reise, sehe ich oft genau das Gegenteil. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine
Chance: Diese jungen Leute wachsen von vornherein in einem ganz anderen medialen Kontext
auf. Sie sind viel aufmerksamer gegenüber den digitalen Möglichkeiten und gegenüber
neuen Technologien, in denen sie auch bessere Experten sind.“ Sehr positiv
sei das Treffen mit orthodoxen Kirchenvertretern in Weißrussland verlaufen, berichtet
der Erzbischof weiter. So habe ihn der Metropolit von Minsk Filaret, den Celli schon
einmal getroffen hatte, freundschaftlich begrüßt – und freundschaftlich seien auch
die Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen in dem Land, erzählt der Erzbischof.