Steinig sind die ersten
Schritte des jüngsten Staates der Welt in die Unabhängigkeit – im Südsudan setzten
ethnische Unruhen und Gewalt den Menschen zu. Noch vor der für Juli geplanten Unabhängigkeitserklärung
destabilisieren Konflikte um Land, Wasser und Stammesvorrechte den neuen Staat. Dabei
wünscht sich der Großteil der Bevölkerung nach über zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg nichts
sehnlicher als einen friedlichen Alltag, erzählt uns Schwester Philomena Ani’isa.
Sie gehört zur Kongregation der Schwestern vom Heiligen Herzen, die in ihrer Mission
im Südsudan derzeit viele verängstigte Menschen aufnehmen.
„Die Leute würden
gern zum normalen Leben zurückkehren, in Frieden. Wenn ihnen aber niemand das Gefühl
geben kann, dass sie sicher sind, wird es lange brauchen, zum Alltag zurückzukehren.
Es gibt hier so viel Angst. Tagsüber würden die Menschen gern nach Hause, aber wir
hören, dass sich die Soldaten nicht einmal 500 Meter von der Mission entfernen können.“
Nach
Zahlen der Vereinten Nationen sind bei Unruhen im Südsudan in diesem Jahr schon mehr
als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Die unsichere Lage wirke sich auch auf den lokalen
Ackerbau aus, erzählt Schwester Ani’isa:
„Die Landwirtschaft wird vernachlässigt,
denn die Menschen haben Angst, dass sie auf dem Feld überfallen werden. Auch ganze
Kornspeicher wurden hier abgebrannt, sodass die Leute Hunger haben. Viele sind hier
zu uns in die Mission gekommen und haben die eigenen Häuser verlassen.“
Die
Bevölkerung des Südsudan hatte im Referendum vom Januar mit großer Mehrheit für die
Unabhängigkeit des Landesteiles entschieden. Für den kommenden 9. Juli ist der formale
Übergang des Landesteiles in die Unabhängigkeit vorgesehen. Damit wird ein Teil des
Friedensabkommens aus dem Jahr 2005 erfüllt. Allerdings sind viele Fragen zur Abtrennung
des Südsudan noch ungeklärt, so zum Beispiel die nach dem Schicksal von hunderttausenden
Binnenflüchtlingen, nach deren Staatsbürgerschaft und schließlich die Frage nach der
Aufteilung der Erdölvorkommen.