Die Feier der Messe nicht nach dem aktuellen Messbuch wird umgangssprachlich häufig
die „alte Messe“ oder die „Tridentinische Messe“ genannt. Letzterer Begriff geht zurück
auf das vorletzte allgemeine Konzil, das von Trient. In dessen Folge hatte Papst Pius
V. 1570 das „Missale Romanum“, das Römische Messbuch herausgegeben. Damit wurde die
Vielzahl von Sonderriten, die lokal oder auch in Ordensgemeinschaften herrschten,
beschnitten und die römische Form als die eine von der Kirche gefeierte festgestellt.
Die bereits bestehenden Messbücher und damit Formen des Ritus durften weiter benutzt
werden, aber nur, wenn sie älter als 200 Jahre waren. Die Universalität dieses Messbuches
brauchte aber noch lange, in einzelnen Regionen dauerte es bis ins 19. Jahrhundert
hinein. Dieses Messbuch stützt sich auf das bisher in Rom benutzte, führt aber auch
einige Neuerungen wie das Erheben der Hostie oder das Schlussevangelium ein. Nachfolgende
Päpste haben dieses Missale mehrfach revidiert und den Erfordernissen der Zeit angepasst,
ebenfalls wurden neue Feste in den Jahreskreis eingefügt, es wurden neue Messformulare
geschaffen etc. Diesen Prozess bezeichnet Benedikt XVI. als „schrittweises Form annehmen“.
Die letzte Änderung an dieser Form des Ritus vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil
verfügte Papst Johannes XXIII. im Jahr 1962, weswegen diese Form auch der „62er Ritus“
genannt wird. Er stellt das Messbuch der „außerordentlichen Form“ zur Verfügung. So
gesehen bezeichnet „Tridentinischer Ritus“ also nicht eine feste Form, sondern – in
den Worten des Papstes – ein Wachsen und Form-Annehmen über die Jahrhunderte.