Die Zukunft der Kirche:
Über nichts Geringeres beraten derzeit die Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken bei ihrer Vollversammlung in Erfurt, die noch bis Samstag dauert. Im Mittelpunkt
stehen natürlich die Gespräche über die Beziehung zwischen der so genannten Amtskirche
und den Laien. Im Interview mit dem Münchner Kirchenradio sieht der Präsident des
Zentralkomitees Alois Glück gerade im Missbrauchskandal die Chance für einen neuen
Aufbruch:
„Die positive Seite dieser bitteren Erfahrung ist, dass viele
erkannt haben: Wir können so nicht weitermachen. Vor allem, weil wir einen dramatischen
Vertrauensverlust erlitten haben. Wenn man dieses Vertrauen zurückgewinnen will, dann
muss man auch bereit sein, sich ein Stück zu verändern. Man muss sich auf die Perspektive
der Enttäuschten einlassen. Und wir haben den Bezug zum Jubiläum des Beginns des Konzils.
Deshalb heißt das Motto des Katholikentages nächstes Jahr in Mannheim „Einen neuen
Aufbruch wagen“. Die Alternative wäre nur Resignation, und das kann eigentlich nicht
unsere Position sein.“
Vorfreude auf den Papstbesuch in Deutschland im
kommenden September fühlt Glück vor allem hinsichtlich der Ökumene. In der Vergangenheit,
so Glück, habe man den Eindruck gewinnen können, dass sie für viele, auch die Kirchenleitung,
nicht mehr so wichtig sei. Glück tritt mit Verve für eine lebensnahe Ökumene ein:
„Es
ist einmal der Schmerzpunkt der Trennung im Gottesdienst, wenn es um die Teilnahme
an der Kommunion geht. Ganz konkret und schmerzlich für viele: Wenn in einer konfessionsverschiedenen
Ehe ein Kind Erstkommunion hat und einer der Partner nicht mitgehen kann und darf.
Das trifft ja Menschen, denen das Mitfeiern und die Kirche ein Anliegen sind. Darüber
hinaus geht es um viele Alltagssituationen, Formen des gemeinsamen Gebets, der gemeinsamen
Aktion. Ich erhoffe mir, dass insgesamt durch ein Stück Ungeduld und Drängen der Basis
ein Impuls im Hinblick auf das Engagement der Kirchenleitung im Bereich der Ökumene
kommt. Das gilt nicht nur für die katholische Seite!“