2011-05-12 13:09:52

Klima-Appell aus dem Vatikan


RealAudioMP3 Ein grüner Appell aus dem Vatikan: Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften redet Klimawandel-Zweiflern ins Gewissen und fordert die internationale Politik dazu auf, erneuerbare Energien einzusetzen, um den Klimawandel zu stoppen. Die ungewöhnliche Botschaft ist das Ergebnis einer Sitzung im Vatikan über Klimawandel und Gletscherschmelze, bei der 24 internationale Wissenschaftler der einschlägigen Fachgebiete dramatische Befunde zusammentrugen. Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften ist Bischof Marcelo Sanchez Sorondo. Er sagte uns:

„Die Neuheit ist, dass der Effekt der Erderwärmung sich erstmals auch im Hochgebirge, in den Gletschern massiv feststellen lässt. Wir haben das im Himalaya, in den Anden und in den Alpen. Den Himalaya haben wir bei unserer Sitzung drei Tage lang auf Bildern gesehen. Dort ist die Lage besonders dramatisch. Und in den Alpen sind in den letzten 30 Jahren fast 50 Prozent der Gletscher geschmolzen.“

Sowohl globale als auch regionale Ursachen sind für die zunehmende Gletscherschmelze verantwortlich. Beide Ursachenbündel müssten noch weiter erforscht werden müssten, heißt es in dem 17-seiten Report aus dem Vatikan. Neben den Treibhausgasen seien Ruß und Staub wichtige Verursacher. Es gelte, sofort gegenzusteuern. „Wir rufen alle Nationen auf, unverzüglich effektive und gerechte Maßnahmen zur Verringerung der Ursachen und der Folgen des Klimawandels zu entwickeln und umzusetzen“, heißt es in dem Appell der Klima- und Geowissenschaftler. Erneuerbare Energien seien das Gebot der Stunde.

In der Disziplin der Gewissensbildung üben sich freilich auch hochrangig besetzte internationale Klima-Konferenzen, die in regelmäßigen Abständen stattfinden und meist nur dürre Ergebnisse hervorbringen. Warum sich die Päpstliche Akademie der Wissenschaften nun ebenfalls zu einem solchen Appell für erneuerbare Energie veranlasst sieht, wollten wir vom Kanzler wissen.

„Nun, an sich war die Päpstliche Akademie der Wissenschaften die erste, die vom Klimawandel gesprochen hat. Unserer Akademie gehören jene Nobelpreisträger an, unter anderem Crutzen und Molina, die das Ozonloch entdeckten. Die Akademie publiziert über den Problemkreis seit 30 Jahren. Einer unserer ältesten Akademiker, der italienische Physiker Carlo Rubbia, sagte bei der Gletscher-Tagung, die Sache ist derart dringend, machen wir einen Appell, so wie wir das damals bei der nuklearen Abrüstung gemacht hatten. Das ist lange her, wir sprechen von der Zeit vor dem Fall der Mauer. Unsere Akademiker gehörten damals beiden Blöcken an, und dennoch haben sie gemeinsam diesen Abrüstungs-Appell lanciert, der ein ungeheures Echo fand.“

Gletscherschmelze und Klimawandel seien nicht wegzudiskutierende Fakten, so Sanchez Sorondo. „Wenn wir nicht gegensteuern, dann ist das wie Lotto spielen: man verliert fast immer“, so der Vatikan-Bischof wörtlich.

„Es gibt die Kernkraftwerke, die nicht sicher sind. Die Atomwaffen, die wir nicht kontrollieren können. Und die Klimaerwärmung, ausgelöst durch den Menschen. Der Papst fordert Respekt vor der Schöpfung. Langsam sehen wir, dass die Leute mehr Bewusstsein entwickeln. Auf unsere Erklärung haben wir beispielsweise 40.000 Kommentare im Internet erhalten, und alle großen Medien der Welt haben darüber berichtet.“
(rv 12.05.2011 gs)








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