Vatikan: Päpstlicher Think Tank fordert Handeln gegen Klimawandel
Eine internationale vatikanische Forschergruppe warnt mit Blick auf die Gletscherschmelze
vor den Folgen des Klimawandels. Einem Bericht der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
zufolge ist in den Alpen bereits die Hälfte der Eismasse verschwunden. „Wir rufen
alle Nationen auf, unverzüglich effektive und gerechte Maßnahmen zur Verringerung
der Ursachen und der Folgen des Klimawandels zu entwickeln und umzusetzen“, erklären
die Klima- und Geowissenschaftler. Ihr Report soll auch Papst Benedikt XVI. vorgelegt
werden. Der Zerfall vieler kleiner Gletscher im Himalaya sei besonders beunruhigend,
weil diese Region als Wasserturm Asiens diene, sagte der Vorsitzende des vatikanischen
Teams aus 24 Experten, Veerabhadran Ramanathan. Sowohl Treibhausgase als auch Luftschadstoffe
wie Ruß und Ozon trügen zu diesem Prozess bei, so der Klimaforscher der University
of California in San Diego. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung,
Hans Joachim Schellnhuber, nannte die Gletscherschmelze am Montag einen der „großen
Vorboten des Klimawandels“ und ein Menetekel. Gegner des Klimaschutzes nutzten einen
Zahlendreher im jüngsten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC, um die gesamte
Klimaforschung zu diskreditieren. Dass der Vatikan als Leitungsorgan einer Weltreligion
sich mit dem Klimawandel als Gefahr für die Schöpfung befasse, sei „ein wichtiges
Signal“, erklärte das Akademiemitglied in Potsdam. Die Fachgruppe hatte bei einer
Tagung im Vatikan Anfang April die Entwicklung der Gletscher erörtert. Der Päpstlichen
Akademie der Wissenschaften gehören achtzig international renommierte Wissenschaftler
aller Sparten an. Sie werden ohne Rücksicht auf ihre Religionszugehörigkeit vom Papst
berufen und dienen ihm als Beratungsgremium. Aktueller Präsident der Akademie ist
der Schweizer Medizinnobelpreisträger Werner Aber.