Schwer enttäuscht
ist der österreichstämmige Bischof Erwin Kräutler über den mangelnden Einsatz der
brasilianischen Regierung für die indigenen Völker. Auf der aktuellen Konferenz der
brasilianischen Bischöfe in Aparecida, die mit über 300 teilnehmenden Bischöfen die
größte der Welt ist, bekräftigte der Träger des Alternativen Nobelpreises seine Kritik
an der Politik.
„Leider hat sich nicht viel geändert. Wir hatten von der
vorangegangenen Lula-Regierung erwartet , dass gewichtige Schritte gemacht werden
zur Demarkierung der noch ausstehenden Territorien der indigenen Völker. Das ist aber
nicht geschehen. Wir kämpfen nach wie vor für die indigenen Völker, aber sie werden
meines Erachtens von der Regierung ignoriert!“
Im Zusammenhang mit dem
umstrittenen Staudammprojekt Belo Monte verbreite die aktuelle Politik „Halbwahrheiten“,
die den Ureinwohnern schadeten, so Bischof Kräutler mit einem Seitenhieb auf Präsidentin
Dilma Rousseff, die seit Anfang des Jahres im Amt ist.
„Es ist einfach nicht
wahr, dass die indigenen Völker nicht in Mitleidenschaft gezogen würden. Man sagt,
ihre Dörfer werden nicht überflutet, aber die Wahrheit ist, dass man ihnen das Wasser
abschneidet. Diese Völker leben vom Fischfang und von der familiären Landwirtschaft.
Und wie können sie sich fortbewegen ohne Wasser? Zum Beispiel bei Krankheitsfällen?“
Auf
der Bischofskonferenz in Aparecida steht noch bis 13. Mai die Frage nach neuen Wegen
der brasilianischen Kirche im Mittelpunkt. Die Kirche sei zwar sehr aktiv, hinke aber
den schnellen Entwicklungen in der brasilianischen Gesellschaft auch hinterher, meint
der gebürtige New Yorker Elias Manning, Bischof von Valença, der schon seit fast fünfzig
Jahren in Brasilien wirkt: „Das ist hier zwar immer noch ein Dritte-Welt-Land,
aber es geht schnell vorwärts. Und manchmal hat die Kirche da Schwierigkeiten, die
sozialen, wirtschaftlichen und politischen Vorgänge angemessen zu begleiten. Auch
das ist Anliegen der aktuellen Sitzung der Bischofskonferenz. Mein Eindruck vom Land
ist sehr, sehr positiv. Schon bevor ich hier Bischof wurde, hatte ich großen Respekt
vor den Kirchenvertretern hier.“