2011-05-09 18:05:24

Püttmann, Andreas: Gesellschaft ohne Gott. Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands


„Wenn aber das Salz seinen Geschmack verliert, wie kann man es wieder salzig machen?“ Diese Frage Jesu über den Glauben könnte als Untertitel unter dem Buch von Andreas Püttmann stehen. Er sieht eine geistliche Auszehrung unserer Länder. Aber im Unterschied zu vielen anderen Analysen ist das für ihn kein statistisches Problem, sondern eben ein geistliches. Püttmann sieht ein Einbüßen von christlicher Substanz, das nicht nur zahlenmäßig Veränderungen bringt, sondern auch die Kirchen selbst verändert.
Was aber tun? Um das Buch zu charakterisieren, wendet man sich am besten dem zu, was der Autor die „Therapieversager“ nennt, also Versuche, aus der Misere herauszukommen, das Salz wieder salzig zu machen:
Er stellt fest, dass die Christenheit, immer weiter in die Rolle der Minorität geratend, sich zunehmend darüber versteht, was die Mehrheit – oder auch die Medien – von ihr halten. Und das geht fehl. Der Meinungen des Autors zur Beteiligung etwa an Demonstrationen oder das Recht auf Widerstand durch Christen mag man durchaus widersprechen, es geht ihm dabei aber um Grundsätzlicheres: die Beschränkung von Kirche und Glaube auf Sozialthemen. Die „Bundesagentur für Werte“, wie es Erzbischof Zollitsch einmal ausgedrückt hat. Wenn sich Kirchenleute auf den Mediendiskurs einlassen, dann interessiert man sich nämlich auf einmal nur noch für ihre Meinung, nicht mehr für ihren Glauben.

Das gleiche Muster geht aber auch für andere Taktiken: Was den „Liberalen“ die Politisierung der Religion, dass ist den „Konservativen“ die aggressive Moralisierung, vor allem, wenn es um Sexualmoral geht. Hier beobachtet der Autor ähnliche Verluste an Glaubenssubstanz. Weniger Ideologie und dafür etwas mehr von den Kardinaltugenden Klugheit und Mäßigung täten gut. Zitat: „Wenn die Bedeutung des Pfingstfestes unbekannter geworden ist als die katholische Haltung zur Empfängnisverhütung, dann ist etwas aus dem Lot geraten, das wieder ins Lot muss.“ Ein erster Schritt wäre eine gute und nicht selektive Information und der Versuch, den anderen zu verstehen, bevor man den Stab bricht.
Ein Plädoyer für das Hinschauen und das gegenseitige Verstehen.

Rezensent: Bernd Hagenkord SJ








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