Immer wieder wird von Sekten und auch von christlichen Sekten gesprochen. Was genau
kennzeichnet einen Christen und was ein Mitglied einer Sekte? Die Frage danach, wer
Recht hat, könne dabei kaum hilfreich sein, denn das behaupten ja alle von sich selbst.
Das ist wahr, jeder behauptet von sich, Recht zu haben. Suchen wir also eine andere
Unterscheidung. Ich nehme einmal eine Definition von Sekte einer evangelischen Informationsstelle
in der Schweiz, andere lauten ähnlich:
„Sekte" ist eine Gemeinschaft, die (auch
private) Freiheit raubt. Das ist das wichtigste Merkmal einer Sekte. Sie ist immer
eine konkrete Gruppe oder Organisation, nie nur abstrakt oder vorgestellt. Diese Organisation
nimmt Autonomie weg, und die Absage an die eigene Autonomie geschieht unfreiwillig
bzw unter Druck, in Abhängigkeiten oder sonstigen Zwangssituationen. Die Sekte wird
also zur Herrin von Menschen.
Ein Christ hingegen ist ein Mitglied eine christlichen
Kirche und ein Gottgläubiger. Diese beiden Elemente halte ich für wichtig. Der Glaube
an Gott, wie er sich uns offenbart hat, eben in Jesus Christus, und die Zugehörigkeit
zu seiner Gemeinschaft in einer Kirche. Es gibt Christen in den verschiedensten Farben
und Formen, Evangelikale, Pfingstler, die Klassischen in der katholischen, der lutheranischen
oder orthodoxen Kirche und viele mehr. Die Zugehörigkeit zur Gruppe würde ich deswegen
betonen, weil man nicht allein Christ sein kann, das geht nur in einer Gruppe.
Und
was ist nun eine christliche Sekte? Das ist eine Sekte – also eine Freiheit wegnehmende
– Gruppe, die so tut, als ob Christus ihr Zentrum wäre. Beides geht eigentlich nicht
zusammen, Christus wollte unsere Freiheit und unsere Gewissensentscheidungen, die
Sekte will das nicht, also scheinen Sekten nur christlich zu sein.
Eine Nachbemerkung:
immer wieder taucht in den Medien der Begriff der „christlichen Sekte“ auf, wenn er
eigentlich nicht zutrifft. Sekten sind gefährlich, sehr gefährlich sogar, die betrügen
Menschen um einen Teil ihrer Würde. Deswegen sollte man vorsichtig mit dem Begriff
umgehen und nicht jede Splittergruppe gleich als Sekte bezeichnen.