Benedikt XVI.: Von „Gesundheit“ und der „Verflüssigung der Kultur“
Zum Abschluss seiner
Pastoralreise nach Aquileia und Venedig hat Papst Benedikt XVI. am Sonntagabend an
die Berufung und Aufgabe der Stadt Venedig erinnert. Dabei wandte er sich sowohl an
Kirchenvertreter als auch an Verantwortliche aus dem Bereich der Kultur und Wirtschaft.
Im Zeichen des Evangeliums gelte es eine Zivilisation des Friedens, des gegenseitigen
Respektes und der Verständigung aufzubauen, so der Papst in der Basilika della Salute.
Die barocke Votivkirche liegt direkt am Canale Grande: Weißer, kunstvoll geformter
Stein direkt am unsteten Wasser, ein atemberaubendes, kompaktes Gebäude, entstanden
aus der bitteren Not der Venezianer im 17. Jahrhundert: Der Doge Nicolò Contarini
ließ die Kirche für die Jungfrau Maria errichten, er hoffte, der damals wütenden Pest
damit ein Ende setzen zu können, die rund ein Drittel der venezianischen Bevölkerung
dahinraffte. Stein und Wasser, Hoffnung und Leid, Schönheit und Tod – diese Gegensätze
waren ein Grundtonus auch in Papst Benedikts Abschlussrede in der Basilika am Sonntagabend.
Auch in einer „Stadt des Lebens und der Schönheitc wie Venedig weichten Relativismus
das spirituelle und kulturelle Leben auf: Zwar habe sich die Kraft der Ideologien
heute erschöpft, so der Papst mit Verweis auf das durch Totalitarismus und Weltkriege
gekennzeichnete vergangene Jahrhundert. Angesichts einer Kultur, die sich zunehmend
„verflüssige“, immer „relativistischer“ und „kurzlebiger“ werde, mache sich heute
allerdings die „Krise der Hoffnung“ breit. Dabei hänge doch die „Gesundheit“ einer
Kultur entscheidend von ihrer „spritituellen Ernährung“ ab, so der Papst, will heißen
ihrer Orientierung auf das Wort Jesu hin: „Salus nostra Dominus Jesus“, „Jesus ist
die Gesundheit des Menschen“, erinnerte Benedikt XVI. eindringlich, der in seiner
Ansprache an Vertreter aus Kultur und Wirtschaft auch die Bedeutung gesellschaftlicher
Entscheidungsprozesse für das Gemeinwohl in den Blick nahm. Im Anschluss segnete der
Papst in der Basilika della Salute die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit. Auch die
soeben restaurierte zentrale Bibliothek der Erzdiözese Venedig bedachte er mit seinem
Segen, bevor er ab 21.00 Uhr wiede zum Vatikan zurückflog.