Letzte Etappe der Pastoralreise: Basilika della Salute
Zum Abschluss seiner Pastoralreise nach Aquileia und Venedig hat der Papst am Sonntagabend
im Markusdom Priester und Laien getroffen. Nach den Grußworten des Patriarchen von
Venedig, Kardinal Angelo Scola, und einer kurzen Zusammenfassung der Reise machte
der Papst vor den Versammelten auf ein Beispiel aus dem Lukasevangelium aufmerksam:
Zachäus, der reiche Zöllner, der im Augenblick der Begegnung mit Jesus sein Leben
ändert und verspricht, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben und geraubtes
Geld vierfach zurück zu geben.
„Geliebte Kirche von Venedig! Folge dem
Beispiel Zachäus’ und gehe darüber hinaus! Unterstütze den heutigen Menschen, die
Hindernisse des Individualismus und des Relativismus zu überwinden; lass dich niemals
von den Mängeln nach unten ziehen, die in den christlichen Gemeinschaften entstehen
können. Streng dich an, um aus der Nähe Jesus Christus sehen zu können, der gesagt
hat: Ich bin das Leben, die Wahrheit und der Weg. Als Nachfolger des Apostels Petrus,
der in diesen Tag eure Länder besucht, sage ich jedem von euch: Habt keine Angst,
gegen den Strom zu gehen, um Jesus zu begegnen, nach oben zu sehen, um seinen Blick
zu kreuzen.“
Papst Benedikt XVI. wendete sich in seinen Worten ausdrücklich
an die versammelten Geistlichen im Markusdom. Und er erinnerte an die Wichtigkeit
des Sakramentes der Eucharistie, denn die Kommunion mit dem Herrn sei immer auch eine
Kommunion mit den anderen. Schließlich hänge von der Eucharistie das spirituelle Leben
im Wesentlichen ab.
„Ohne sie erlischt der Glaube und die Hoffnung, die
Barmherzigkeit erstarrt. Ich sage euch, pflegt die Qualität der eucharistischen Feiern,
vor allem jene des Sonntags, bis der Tag des Herrn ganz gelebt wird und unsere Angelegenheiten
und Beschäftigungen an allen Tagen erleuchtet werden. Aus der Eucharistie, der unerschöpflichen
Quelle der göttlichen Liebe, könnt ihr die Kraft finden, die nötig ist, um Christus
den anderen näher zu bringen und die anderen zu Christus hin zu führen. Die Kraft,
um jeden Tag Zeugen der Barmherzigkeit und Verbundenheit zu sein und um die Güter,
die euch aufgrund der Herkunft gegeben sind, mit jenen Brüdern zu teilen, denen das
Nötigste fehlt.“
Nachdem der Papst rund 30 Vertreter der Versammlung gegrüßt
hatte und die versammelten Gläubigen Benedikt XVI. unter Applaus und Gesang verabschiedeten,
wurde der Heilige Vater per Gondel über den Canale Grande zur gegenüberliegenden Basilika
della Salute gebracht. Die Kirche, eine der beiden Votivkirchen Venedigs, wurde im
17. Jahrhundert aus Anlass der Pestepidemie erbaut. Dort weihte Papst Benedikt die
restaurierte Kapelle der SS. Trinità und im Anschluss die Bibliothek des Priesterseminars
Marcianum der Erzdiözese Venedig. Den versammelten Seminaristen nannte er drei Worte,
in der Hoffnung, dass sie den angehenden Priestern für ihren Einsatz an die Gemeinschaft
nützlich sein werden:
Wasser, Gesundheit und Durchlauchteste. Das sind die
drei Wörter, die der Papst mit Venedig verbindet, und auf deren tiefere Bedeutung
der Heilige Vater hingewiesen hat: Das Wasser als zweideutiges Symbol, einmal für
das Leben, aber auch für den Tod. Venedig bringe Wasser Schaden, andererseits mache
es seinen ganz besonderen Reiz aus. Wasser in seiner flüssigen Form erinnerte ihn,
so der Papst, an einen Soziologen, der von der Flüssigkeit der Kultur in Europa gesprochen
habe. Manchmal müsse man eine Entscheidung treffen, so der Papst: die Würde des Menschen
bestehe gerade in dieser Freiheit, sich seine eigene Meinung zu bilden und dem Leben
seinen eigenen Sinn zu geben. Papst Benedikt schlug vor, in diesem Fall Venedig nicht
als „flüssige“ Stadt, sondern als Stadt des Lebens und der Schönheit zu betrachten.
Als
zweites Stichwort nannte der Papst die Gesundheit. Gesundheit sei eine allumfassende
Realität, die vom „gut gehen“ bis hin zur seelischen Gesundheit, dem „salus animae“
reiche, von dem unser ewiges Schicksal abhänge. Gott kümmere sich um unsere Gesundheit
in ihrer ganzen Form, ohne etwas auszuschließen. Das habe auch Jesus im Evangelium
bezeugt, als er die Kranken und Besessenen geheilt, den Schuldigen vergeben und die
Toten wieder zum Leben erweckt habe.
Und schließlich sprach der Papst noch
die Durchlauchtigste, la Serenissima, den Beinamen Venedigs, an. Der Heilige Vater
stellte klar, dass die Durchlauchtigste in ihrer ganzen Bedeutung nur auf jene himmlische
Stadt zutreffe, die in der Apokalypse der Bibel als wunderbarer Ort genannt wird.
Papst Benedikt verwies auch auf die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils, und erinnerte
daran, dass die meisten von ihnen zwei Weltkriege und verschiedene Formen des Totalitarismus
erlebt hatten. Ihre Sicht war gestützt vom christlichen Glauben, der die Hoffnung
nähre und für die Zukunft offen sei, ohne dabei die Geschichte außer Acht zu lassen,
so der Papst.
Nach der Rede vor den Seminaristen fährt der Papst mit dem Motorboot
zum Flughafen „Marco Polo“ von Venedig. Der Abflug Richtung Rom ist für 21:00 Uhr
geplant.