2011-05-08 17:28:55

Letzte Etappe der Pastoralreise: Basilika della Salute


Zum Abschluss seiner Pastoralreise nach Aquileia und Venedig hat der Papst am Sonntagabend im Markusdom Priester und Laien getroffen. Nach den Grußworten des Patriarchen von Venedig, Kardinal Angelo Scola, und einer kurzen Zusammenfassung der Reise machte der Papst vor den Versammelten auf ein Beispiel aus dem Lukasevangelium aufmerksam: Zachäus, der reiche Zöllner, der im Augenblick der Begegnung mit Jesus sein Leben ändert und verspricht, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben und geraubtes Geld vierfach zurück zu geben.

„Geliebte Kirche von Venedig! Folge dem Beispiel Zachäus’ und gehe darüber hinaus! Unterstütze den heutigen Menschen, die Hindernisse des Individualismus und des Relativismus zu überwinden; lass dich niemals von den Mängeln nach unten ziehen, die in den christlichen Gemeinschaften entstehen können. Streng dich an, um aus der Nähe Jesus Christus sehen zu können, der gesagt hat: Ich bin das Leben, die Wahrheit und der Weg. Als Nachfolger des Apostels Petrus, der in diesen Tag eure Länder besucht, sage ich jedem von euch: Habt keine Angst, gegen den Strom zu gehen, um Jesus zu begegnen, nach oben zu sehen, um seinen Blick zu kreuzen.“

Papst Benedikt XVI. wendete sich in seinen Worten ausdrücklich an die versammelten Geistlichen im Markusdom. Und er erinnerte an die Wichtigkeit des Sakramentes der Eucharistie, denn die Kommunion mit dem Herrn sei immer auch eine Kommunion mit den anderen. Schließlich hänge von der Eucharistie das spirituelle Leben im Wesentlichen ab.

„Ohne sie erlischt der Glaube und die Hoffnung, die Barmherzigkeit erstarrt. Ich sage euch, pflegt die Qualität der eucharistischen Feiern, vor allem jene des Sonntags, bis der Tag des Herrn ganz gelebt wird und unsere Angelegenheiten und Beschäftigungen an allen Tagen erleuchtet werden. Aus der Eucharistie, der unerschöpflichen Quelle der göttlichen Liebe, könnt ihr die Kraft finden, die nötig ist, um Christus den anderen näher zu bringen und die anderen zu Christus hin zu führen. Die Kraft, um jeden Tag Zeugen der Barmherzigkeit und Verbundenheit zu sein und um die Güter, die euch aufgrund der Herkunft gegeben sind, mit jenen Brüdern zu teilen, denen das Nötigste fehlt.“

Nachdem der Papst rund 30 Vertreter der Versammlung gegrüßt hatte und die versammelten Gläubigen Benedikt XVI. unter Applaus und Gesang verabschiedeten, wurde der Heilige Vater per Gondel über den Canale Grande zur gegenüberliegenden Basilika della Salute gebracht. Die Kirche, eine der beiden Votivkirchen Venedigs, wurde im 17. Jahrhundert aus Anlass der Pestepidemie erbaut. Dort weihte Papst Benedikt die restaurierte Kapelle der SS. Trinità und im Anschluss die Bibliothek des Priesterseminars Marcianum der Erzdiözese Venedig. Den versammelten Seminaristen nannte er drei Worte, in der Hoffnung, dass sie den angehenden Priestern für ihren Einsatz an die Gemeinschaft nützlich sein werden:

Wasser, Gesundheit und Durchlauchteste. Das sind die drei Wörter, die der Papst mit Venedig verbindet, und auf deren tiefere Bedeutung der Heilige Vater hingewiesen hat: Das Wasser als zweideutiges Symbol, einmal für das Leben, aber auch für den Tod. Venedig bringe Wasser Schaden, andererseits mache es seinen ganz besonderen Reiz aus. Wasser in seiner flüssigen Form erinnerte ihn, so der Papst, an einen Soziologen, der von der Flüssigkeit der Kultur in Europa gesprochen habe. Manchmal müsse man eine Entscheidung treffen, so der Papst: die Würde des Menschen bestehe gerade in dieser Freiheit, sich seine eigene Meinung zu bilden und dem Leben seinen eigenen Sinn zu geben. Papst Benedikt schlug vor, in diesem Fall Venedig nicht als „flüssige“ Stadt, sondern als Stadt des Lebens und der Schönheit zu betrachten.

Als zweites Stichwort nannte der Papst die Gesundheit. Gesundheit sei eine allumfassende Realität, die vom „gut gehen“ bis hin zur seelischen Gesundheit, dem „salus animae“ reiche, von dem unser ewiges Schicksal abhänge. Gott kümmere sich um unsere Gesundheit in ihrer ganzen Form, ohne etwas auszuschließen. Das habe auch Jesus im Evangelium bezeugt, als er die Kranken und Besessenen geheilt, den Schuldigen vergeben und die Toten wieder zum Leben erweckt habe.

Und schließlich sprach der Papst noch die Durchlauchtigste, la Serenissima, den Beinamen Venedigs, an. Der Heilige Vater stellte klar, dass die Durchlauchtigste in ihrer ganzen Bedeutung nur auf jene himmlische Stadt zutreffe, die in der Apokalypse der Bibel als wunderbarer Ort genannt wird. Papst Benedikt verwies auch auf die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils, und erinnerte daran, dass die meisten von ihnen zwei Weltkriege und verschiedene Formen des Totalitarismus erlebt hatten. Ihre Sicht war gestützt vom christlichen Glauben, der die Hoffnung nähre und für die Zukunft offen sei, ohne dabei die Geschichte außer Acht zu lassen, so der Papst.

Nach der Rede vor den Seminaristen fährt der Papst mit dem Motorboot zum Flughafen „Marco Polo“ von Venedig. Der Abflug Richtung Rom ist für 21:00 Uhr geplant.

(rv 08.05.2011 ak)








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