„Wenn aber das Salz seinen Geschmack verliert, wie
kann man es wieder salzig machen?“ Diese Frage Jesu über den Glauben könnte als Untertitel
unter dem Buch von Andreas Püttmann stehen. Er sieht eine geistliche Auszehrung unserer
Länder. Aber im Unterschied zu vielen anderen Analysen ist das für ihn kein statistisches
Problem, sondern eben ein geistliches. Püttmann sieht ein Einbüßen von christlicher
Substanz, das nicht nur zahlenmäßig Veränderungen bringt, sondern auch die Kirchen
selbst verändert. Was aber tun? Um das Buch zu charakterisieren, wendet man sich
am besten dem zu, was der Autor die „Therapieversager“ nennt, also Versuche, aus der
Misere herauszukommen, das Salz wieder salzig zu machen: Er stellt fest, dass die
Christenheit, immer weiter in die Rolle der Minorität geratend, sich zunehmend darüber
versteht, was die Mehrheit – oder auch die Medien – von ihr halten. Und das geht fehl.
Der Meinungen des Autors zur Beteiligung etwa an Demonstrationen oder das Recht auf
Widerstand durch Christen mag man durchaus widersprechen, es geht ihm dabei aber um
Grundsätzlicheres: die Beschränkung von Kirche und Glaube auf Sozialthemen. Die „Bundesagentur
für Werte“, wie es Erzbischof Zollitsch einmal ausgedrückt hat. Wenn sich Kirchenleute
auf den Mediendiskurs einlassen, dann interessiert man sich nämlich auf einmal nur
noch für ihre Meinung, nicht mehr für ihren Glauben. Das gleiche Muster geht aber
auch für andere Taktiken: Was den „Liberalen“ die Politisierung der Religion, dass
ist den „Konservativen“ die aggressive Moralisierung, vor allem, wenn es um Sexualmoral
geht. Hier beobachtet der Autor ähnliche Verluste an Glaubenssubstanz. Weniger Ideologie
und dafür etwas mehr von den Kardinaltugenden Klugheit und Mäßigung täten gut. Zitat:
„Wenn die Bedeutung des Pfingstfestes unbekannter geworden ist als die katholische
Haltung zur Empfängnisverhütung, dann ist etwas aus dem Lot geraten, das wieder ins
Lot muss.“ Ein erster Schritt wäre eine gute und nicht selektive Information und der
Versuch, den anderen zu verstehen, bevor man den Stab bricht. Ein Plädoyer für
das Hinschauen und das gegenseitige Verstehen.
Andreas Püttmann: Gesellschaft
ohne Gott. Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands. Erschienen
ist das Buch im GerthMedien Verlag 2010