2011-05-07 11:54:22

Aquileia: Die Pracht der frühen Kirche erwartet Papst Benedikt


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. startet am Samstagnachmittag zu einem zweitägigen Pastoralbesuch in den Nordosten Italiens. Erste Station seiner 22. inneritalienischen Reise ist die Provinzstadt Aquileia, die im Mittelalter das Zentrum einer der größten Diözesen Europas bildete. Die alte Patriarchenstadt Aquileia, die heute in der zweisprachigen Erzdiözese Gorizia liegt, ist nur wenige Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Aquileia war vom 4. bis ins 8. Jahrhundert das Zentrum für die Mission unter den Alpenslawen, u.a. im heutigen Südkärnten.
Unser Korrespondent vor Ort, Stefan Kempis, berichtet.

Auf der A 4 unterwegs hierhin sind wir kilometerlang nur an Lastwagen vorbeigefahren: Lastwagen aus Rumänien, aus Kroatien, aus Russland, Slowenien, Österreich. Aquileia ist Grenzland: ein Dorf in der nordöstlichen Ecke Italiens, 20 km von Slowenien entfernt. Keine 4.000 Einwohner – unglaublich, dass hier in der Antike 20.000 Menschen wohnten, dass Aquileia eine der größten Städte im Römischen Reich war und das größte Bistum der jungen Kirche überhaupt, Sitz eines Patriarchen. Vor der Basilika schrauben Arbeiter Gerüste zusammen: letzte Vorbereitungen für den Besuch des Papstes. Die Basilika ist auf den ersten Blick ein eleganter Bau, elftes Jahrhundert, heller Stein, Romanik. Der hohe Campanile steht abseits der Kirche. Auch im Inneren werden gerade Leuchter verschoben und Kabel verlegt.

Der Fußboden der Basilika: eine Sensation. Mosaiken aus dem zweiten, dritten, vierten Jahrhundert – die größten zusammenhängenden, die sich erhalten haben aus frühchristlicher Zeit. Man sieht viele Blumen, viele Tiere, wie sie in der Bibel vorkommen, etwa einen prachtvollen blau-goldenen Pfau, Symbol der Auferstehung. Kurz vor dem Hochaltar wird Jona auf einem Mosaik vom Wal verschluckt, ein paar Meter weiter in bunten Steinchen wieder ausgespuckt. Die ältesten Mosaiken erreichen wir über eine Treppe, die unter den heutigen Fußboden führt: „Das hier ist ein römisches Wohnhaus“, erzählt der Führer, „und da vorn fing eine Aula an, in der in frühchristlicher Zeit Katechismusstunden stattfanden.“ Übrigens: Der Bischof von Aquileia sei damals so mächtig und wohlhabend gewesen, dass der heilige Hieronymus, als er die Bibel übersetzte, sich an ihn gewandt habe mit der Bitte um Geld. An ihn und nicht etwa an den Mailänder Bischof.

Die Basilika von Aquileia ist ein Schatzhaus frühchristlicher Kunst – einmalig in dieser Pracht. Einmalig auch als Zeugnis dafür, wie bald es mit der Pracht wieder vorbei sein kann, wie launisch die Geschichte verläuft. Draußen: Vogelgezwitscher, grüne Felder, ein paar Ruinenstätten, wo in der Antike römische Villen standen. In etwa zehn Kilometer Entfernung glänzt das Meer.

Stefan Kempis, Radio Vatikan

(rv 06.05.2011 sk)







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