Aquileia: Die Pracht der frühen Kirche erwartet Papst Benedikt
Papst Benedikt XVI.
startet am Samstagnachmittag zu einem zweitägigen Pastoralbesuch in den Nordosten
Italiens. Erste Station seiner 22. inneritalienischen Reise ist die Provinzstadt Aquileia,
die im Mittelalter das Zentrum einer der größten Diözesen Europas bildete. Die alte
Patriarchenstadt Aquileia, die heute in der zweisprachigen Erzdiözese Gorizia liegt,
ist nur wenige Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Aquileia war vom 4.
bis ins 8. Jahrhundert das Zentrum für die Mission unter den Alpenslawen, u.a. im
heutigen Südkärnten. Unser Korrespondent vor Ort, Stefan Kempis, berichtet.
Auf
der A 4 unterwegs hierhin sind wir kilometerlang nur an Lastwagen vorbeigefahren:
Lastwagen aus Rumänien, aus Kroatien, aus Russland, Slowenien, Österreich. Aquileia
ist Grenzland: ein Dorf in der nordöstlichen Ecke Italiens, 20 km von Slowenien entfernt.
Keine 4.000 Einwohner – unglaublich, dass hier in der Antike 20.000 Menschen wohnten,
dass Aquileia eine der größten Städte im Römischen Reich war und das größte Bistum
der jungen Kirche überhaupt, Sitz eines Patriarchen. Vor der Basilika schrauben Arbeiter
Gerüste zusammen: letzte Vorbereitungen für den Besuch des Papstes. Die Basilika ist
auf den ersten Blick ein eleganter Bau, elftes Jahrhundert, heller Stein, Romanik.
Der hohe Campanile steht abseits der Kirche. Auch im Inneren werden gerade Leuchter
verschoben und Kabel verlegt.
Der Fußboden der Basilika: eine Sensation. Mosaiken
aus dem zweiten, dritten, vierten Jahrhundert – die größten zusammenhängenden, die
sich erhalten haben aus frühchristlicher Zeit. Man sieht viele Blumen, viele Tiere,
wie sie in der Bibel vorkommen, etwa einen prachtvollen blau-goldenen Pfau, Symbol
der Auferstehung. Kurz vor dem Hochaltar wird Jona auf einem Mosaik vom Wal verschluckt,
ein paar Meter weiter in bunten Steinchen wieder ausgespuckt. Die ältesten Mosaiken
erreichen wir über eine Treppe, die unter den heutigen Fußboden führt: „Das hier ist
ein römisches Wohnhaus“, erzählt der Führer, „und da vorn fing eine Aula an, in der
in frühchristlicher Zeit Katechismusstunden stattfanden.“ Übrigens: Der Bischof von
Aquileia sei damals so mächtig und wohlhabend gewesen, dass der heilige Hieronymus,
als er die Bibel übersetzte, sich an ihn gewandt habe mit der Bitte um Geld. An ihn
und nicht etwa an den Mailänder Bischof.
Die Basilika von Aquileia ist ein
Schatzhaus frühchristlicher Kunst – einmalig in dieser Pracht. Einmalig auch als Zeugnis
dafür, wie bald es mit der Pracht wieder vorbei sein kann, wie launisch die Geschichte
verläuft. Draußen: Vogelgezwitscher, grüne Felder, ein paar Ruinenstätten, wo in der
Antike römische Villen standen. In etwa zehn Kilometer Entfernung glänzt das Meer.