Woche für das Leben: „Wenn der Bauer das Wetter machen will"
An diesem Samstag
beginnt die „Woche für das Leben“. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst in Berlin wird
diese ökumenische Aktion eröffnet, in der sich die katholische und die evangelische
Kirche Deutschlands für den Wert und den Schutz des menschlichen Lebens in all seinen
Phasen einsetzen will. Zur aktuellen Debatte um die umstrittene Präimplantationsdiagnostik
(PID), also die Untersuchung künstlich erzeugter Embryonen auf Anzeichen von Erbkrankheiten,
die derzeit auch den Bundestag beschäftigt, hat sich Peter Radtke, Mitglied des Nationalen
Ethikrates, geäußert. Radtke ist seit seiner Geburt behindert: Er hat Knochen geerbt,
die so leicht brechen können wie Glas. Der Literaturwissenschafter und Schauspieler
warnt vor den möglichen Folgen der PID:
„Es geht ja gar nicht um Dammbruch
in quantitativer Hinsicht. Es wird nicht so viele betroffene Paare geben, die sich
der PID unterziehen. Ein Dammbruch ist es in qualitativer Hinsicht, denn das hat es
noch nie gegeben, dass man tatsächlich, gewissermaßen auf Generationen hinaus, den
Menschen manipuliert und tatsächlich in sein zukünftiges Leben eingreift, praktisch
schon in der Keimbahn. Das ist etwas Erschreckendes. Im Grunde ist es so wie der Bauer,
der das Wetter machen will. Und man weiß nicht, was dabei herauskommen wird.“
Durch
seine persönlichen Erfahrungen kennt Radtke viele jener Schwierigkeiten, mit denen
sich ein behinderter Mensch im alltäglichen Leben konfrontiert sieht. Und die sind
in Deutschland problematischer als in jenen Nachbarländern, die mit dem Schutz des
menschlichen Lebens anders umgehen.
„Deutschland ist nicht in der gleichen
Situation wie die Niederlande oder Großbritannien. Dort existiert eine andere Kultur
hinsichtlich Menschen mit Behinderung. Bei uns ist tatsächlich noch kein inklusives
System vorhanden. Menschen mit Behinderung stehen immer noch am Rande der Gesellschaft.
Da ist natürlich auch die Frage über Leben und Tod, Aussonderung von Menschen mit
Behinderung vielleicht schon vor der Geburt, einfach ein anderes Problem als in einer
Gesellschaft, die vielleicht liberaler und toleranter mit Menschen mit Behinderung
umgeht.“
Im Bundestag werden derzeit drei Gesetzesentwürfe zur PID diskutiert.
Sie reichen von einem kompletten Verbot, wie es auch die katholische Kirche fordert,
über ein Verbot mit Ausnahmen bis zu einer Zulassung mit strengen Auflagen. Die Abgeordneten
stimmen voraussichtlich noch vor der Sommerpause ohne Fraktionszwang darüber ab.