Benedikt XVI. über das Gebet: „Ahnung einer höheren Wirklichkeit“
Papst Benedikt XVI.
beginnt eine neue Reihe von Katechesen: Bei seinen Mittwochsaudienzen will er sich
künftig mit dem Thema Gebet beschäftigen. Das kündigte er auf dem Petersplatz vor
über 50.000 Pilgern und Besuchern an.
„Beten ist Sprechen mit Gott. Um einen
echten Dialog führen zu können, ist es nötig, auf die Höhe Gottes zu gelangen. Bei
diesem Streben ist Jesus Christus uns Vorbild und Lehrer. Die Jünger baten den Meister:
Herr, lehre uns beten! Sie haben gespürt, daß sie sich nur durch Jesus Gott nähern
konnten, der ihnen die Tiefe und Intensität der Beziehung eines Kindes zu Gott dem
Vater vorlebte.“
In seiner ersten Katechese zum Thema Gebet gab Benedikt
an diesem Mittwoch zunächst einen Überblick über das Beten der antiken, nicht christlichen
Völker.
„Schon immer hatten die Menschen die Ahnung einer höheren Wirklichkeit,
die über unser Dasein verfügt, und sie haben versucht, mit jener übernatürlichen Welt
in Kontakt zu treten. Schon aus frühester Zeit kennen wir Zeugnisse solcher Gebete,
z.B. die Bittgebete von Menschen, die leiden oder sich in Gefahr befinden. Aus Mesopotamien
sind auch Reuegebete bekannt, denen ein Bewußtsein für eine Schuld des Menschen zugrunde
liegt, das aber nicht ohne Hoffnung auf Rettung und Befreiung durch eine höhere Instanz
ist.“
„Wenn auch noch undeutlich, so hatten die Menschen damit schon eine
Ahnung von Gottes Erbarmen und Güte“, schloss Papst Benedikt aus diesen frühen Zeugnissen.
„In
der weiteren Geschichte verstärkt sich das Verlangen der Menschen, Gott tiefer zu
erkennen und in seiner Größe anzubeten. Der römische Kaiser Marc Aurel kommt zu der
Einsicht, daß das regelmäßige Gebet für ein gedeihliches Zusammenwirken von göttlichem
und menschlichem Tun notwendig ist. In diesen Beispielen von Gebeten in den verschiedenen
Kulturen können wir ein Zeugnis der religiösen Dimension und des Verlangens nach Gott
sehen, das in das Herz jedes Menschen eingeschrieben ist und das Erfüllung sowie seinen
vollendeten Ausdruck im Alten und Neuen Testament findet. Die Offenbarung reinigt
nämlich und erfüllt die ursprüngliche Sehnsucht des Menschen nach Gott, indem sie
ihm im Beten die Fülle der Beziehung zum himmlischen Vater erschließt.“
Benedikts
Wunsch an die Pilger aus dem deutschen Sprachraum: „Der Herr zeige euch die Schönheit
des Gebets und schenke euch Kraft, mit ihm das Gute zu vollbringen.“