2011-05-02 14:04:14

Vatikan/Internet: Input aus der Bloggerszene


RealAudioMP3 Blogger sind Menschen, die Information, Meinung und Austausch pflegen und das alles im Internet über eigene Seiten. Alles geschieht, virtuell, ausschließlich im Internet. Und doch gibt es an diesem Montag ein reales Treffen von Bloggern, hier im Vatikan.
Das Interesse im Vorfeld war groß, es wollten viel mehr Blogger an dem Treffen teilnehmen, als die 150 Plätze, die vorgesehen waren. Bevor es losging, hat sich Pater Bernd Hagenkord mit zweien der Teilnehmer unterhalten. Jens Albers arbeitet für das Bistum Essen und bloggt bei Frischfischen.de. Daniel Lücking ist online-Journalist und studiert außerdem in Darmstadt. Sein Blogg heißt Medienkonsument.de.

Herr Lücking, warum treffen sich Blogger real und nicht virtuell?

Daniel Lücking: „Ich denke, dass das die Grenzen sind, die das Internet hat. Man bleibt irgendwie zweidimensional und fängt an zu bloggen und irgendwann hat man Kontakte über das Netz geknüpft. Man stellt dann aber sehr schnell fest, dass das nicht reicht, dass das nicht alles ist. Dann entsteht das Bedürfnis, sich auch einmal real zu treffen. Das sind dann Bloggertreffen oder auch ‚Twittag-Essen’, wenn es über Twitter gelaufen ist, wo man zusammen kommt und auch untereinander abklopft, wie die anderen drauf sind und ob er das ist, was er im Internet zu sein vorgibt. Ich habe bei den Treffen, bei denen ich dabei war, immer wieder festgestellt, dass die Leute sehr authentisch sind, weil sie kaum eine Möglichkeit haben, ein konstruiertes Bild langfristig Aufrecht zu erhalten.“

Herr Albers, der Vatikan ist ein vielleicht ungewöhnlicher Ort für ein solches Treffen, modernste Kommunikationsformen würde man hier vielleicht nicht vermuten. Was reizt sie, was interessiert sie an einem Treffen ausgerechnet im Vatikan?

Jens Albers: „Ich bin überrascht, dass der Vatikan sich diesem Medium zuwendet und dass er wahrgenommen hat, dass es so etwas wie eine ‚Bloggoszese’ gibt, dass sich Leute zusammen schließen, um über den Glauben und alles, was mit der Kirche zu tun hat, zu bloggen und dass der Vatikan sich dem öffnet. Vor allem auch, dass der Vatikan auf die Leute zugeht und nicht nur die Inhalte rezipiert und so sicherlich auch ein Netzwerk bildet. Es tut dem Vatikan sicherlich gut, dort auch einen anderen Input zu bekommen.“

Worum geht es denn bei diesem Treffen?

Jens Albers: „Es geht darum, dass man sich kennen lernt, dass man sich austauscht, dass man vielleicht auch über Erfahrungen mit dem Bloggen spricht, über Erfahrungen, über den Glauben zu bloggen: wo stoße ich an Grenzen, wo kommen Kommentare oder Rückmeldungen, die ich nicht steuern kann und wo ich nicht weiß, wie ich damit umgehen kann. Dann aber auch die Frage: Wo kann ich mich vielleicht noch stärker vernetzen, um eine größere Öffentlichkeit zu finden.“

Herr Lücking, sie haben mir erzählt, dass sie überrascht waren, dass sie eingeladen und ausgewählt wurden, weil sie nicht aus der kircheninternen Szene kommen. Sie interessieren sich eher für soziale Themen. Wie erleben Sie das Treffen nun mit der Blogger-Kirchen-Szene?

Daniel Lücking: „Ich musste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, weil das Treffen ja sehr kurzfristig anberaumt worden ist. Das ist jetzt quasi sein Einstieg, auch das Themenfeld Kirche und Internet im Auge zu behalten. Ich denke, dass die Kirche ins Internet gehen muss. Da sind Menschen und wo Menschen sind, darf die Kirche eigentlich nicht fehlen. Das ist auch meine Motivation dahinter. Ich werde das nicht zum Hauptthema in meinem Blogg machen, aber es wird immer wieder Querverweise geben, und warum nicht die Kirche im Auge behalten?“

Ganz kurz: Was sind ihre Erwartungen an das Treffen?

Daniel Lücking: „Best case ist, dass ich mit einer Menge an Kontakten aus diesem Bloggertreffen herausgehe und viele Menschen treffe, mit denen ich auch hinterher noch im Netz austauschen werde, wo wir uns vernetzen, verlinken und wechselseitig voneinander profitieren; von Erfahrungen, von Wünschen und dem gemeinsamen Zusammentreffen heute.“

Jens Albers: „Ich möchte eine positive Stimmung mit nach Hause nehmen und vor allem die Erfahrungen, wie dieses Bloggertreffen abgelaufen ist, um das vielleicht im deutschsprachigen Raum aufzubauen und zu realisieren. Ich glaube, so schön es jetzt auch ist, 150 Blogger aus der ganzen Welt kennen zu lernen, ist es doch auch noch einmal wichtig, dass man in der Ortskirche in Deutschland schaut, dass man die Kräfte, die es da gibt, versammelt. Aus Deutschland sind fünf Blogger im Vatikan vertreten, es gibt aber noch eine große Menge an Bloggern in Deutschland, da sollte man schauen, wie man das auf dieser Ebene realisieren kann. Da würde ich gerne ein wenig Input mitnehmen, wie man so etwas umsetzen kann.“

Herr Albers, Herr Lücking, herzlichen Dank für das Gespräch.

(rv 02.05.2011 ord)







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