Blogger sind Menschen,
die Information, Meinung und Austausch pflegen und das alles im Internet über eigene
Seiten. Alles geschieht, virtuell, ausschließlich im Internet. Und doch gibt es an
diesem Montag ein reales Treffen von Bloggern, hier im Vatikan. Das Interesse im
Vorfeld war groß, es wollten viel mehr Blogger an dem Treffen teilnehmen, als die
150 Plätze, die vorgesehen waren. Bevor es losging, hat sich Pater Bernd Hagenkord
mit zweien der Teilnehmer unterhalten. Jens Albers arbeitet für das Bistum Essen und
bloggt bei Frischfischen.de. Daniel Lücking ist online-Journalist und studiert außerdem
in Darmstadt. Sein Blogg heißt Medienkonsument.de.
Herr Lücking, warum treffen
sich Blogger real und nicht virtuell?
Daniel Lücking: „Ich denke, dass das
die Grenzen sind, die das Internet hat. Man bleibt irgendwie zweidimensional und fängt
an zu bloggen und irgendwann hat man Kontakte über das Netz geknüpft. Man stellt dann
aber sehr schnell fest, dass das nicht reicht, dass das nicht alles ist. Dann entsteht
das Bedürfnis, sich auch einmal real zu treffen. Das sind dann Bloggertreffen oder
auch ‚Twittag-Essen’, wenn es über Twitter gelaufen ist, wo man zusammen kommt und
auch untereinander abklopft, wie die anderen drauf sind und ob er das ist, was er
im Internet zu sein vorgibt. Ich habe bei den Treffen, bei denen ich dabei war, immer
wieder festgestellt, dass die Leute sehr authentisch sind, weil sie kaum eine Möglichkeit
haben, ein konstruiertes Bild langfristig Aufrecht zu erhalten.“
Herr Albers,
der Vatikan ist ein vielleicht ungewöhnlicher Ort für ein solches Treffen, modernste
Kommunikationsformen würde man hier vielleicht nicht vermuten. Was reizt sie, was
interessiert sie an einem Treffen ausgerechnet im Vatikan?
Jens Albers: „Ich
bin überrascht, dass der Vatikan sich diesem Medium zuwendet und dass er wahrgenommen
hat, dass es so etwas wie eine ‚Bloggoszese’ gibt, dass sich Leute zusammen schließen,
um über den Glauben und alles, was mit der Kirche zu tun hat, zu bloggen und dass
der Vatikan sich dem öffnet. Vor allem auch, dass der Vatikan auf die Leute zugeht
und nicht nur die Inhalte rezipiert und so sicherlich auch ein Netzwerk bildet. Es
tut dem Vatikan sicherlich gut, dort auch einen anderen Input zu bekommen.“
Worum
geht es denn bei diesem Treffen?
Jens Albers: „Es geht darum, dass man sich
kennen lernt, dass man sich austauscht, dass man vielleicht auch über Erfahrungen
mit dem Bloggen spricht, über Erfahrungen, über den Glauben zu bloggen: wo stoße ich
an Grenzen, wo kommen Kommentare oder Rückmeldungen, die ich nicht steuern kann und
wo ich nicht weiß, wie ich damit umgehen kann. Dann aber auch die Frage: Wo kann ich
mich vielleicht noch stärker vernetzen, um eine größere Öffentlichkeit zu finden.“
Herr
Lücking, sie haben mir erzählt, dass sie überrascht waren, dass sie eingeladen und
ausgewählt wurden, weil sie nicht aus der kircheninternen Szene kommen. Sie interessieren
sich eher für soziale Themen. Wie erleben Sie das Treffen nun mit der Blogger-Kirchen-Szene?
Daniel
Lücking: „Ich musste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, weil das Treffen
ja sehr kurzfristig anberaumt worden ist. Das ist jetzt quasi sein Einstieg, auch
das Themenfeld Kirche und Internet im Auge zu behalten. Ich denke, dass die Kirche
ins Internet gehen muss. Da sind Menschen und wo Menschen sind, darf die Kirche eigentlich
nicht fehlen. Das ist auch meine Motivation dahinter. Ich werde das nicht zum Hauptthema
in meinem Blogg machen, aber es wird immer wieder Querverweise geben, und warum nicht
die Kirche im Auge behalten?“
Ganz kurz: Was sind ihre Erwartungen an das
Treffen?
Daniel Lücking: „Best case ist, dass ich mit einer Menge an Kontakten
aus diesem Bloggertreffen herausgehe und viele Menschen treffe, mit denen ich auch
hinterher noch im Netz austauschen werde, wo wir uns vernetzen, verlinken und wechselseitig
voneinander profitieren; von Erfahrungen, von Wünschen und dem gemeinsamen Zusammentreffen
heute.“
Jens Albers: „Ich möchte eine positive Stimmung mit nach Hause
nehmen und vor allem die Erfahrungen, wie dieses Bloggertreffen abgelaufen ist, um
das vielleicht im deutschsprachigen Raum aufzubauen und zu realisieren. Ich glaube,
so schön es jetzt auch ist, 150 Blogger aus der ganzen Welt kennen zu lernen, ist
es doch auch noch einmal wichtig, dass man in der Ortskirche in Deutschland schaut,
dass man die Kräfte, die es da gibt, versammelt. Aus Deutschland sind fünf Blogger
im Vatikan vertreten, es gibt aber noch eine große Menge an Bloggern in Deutschland,
da sollte man schauen, wie man das auf dieser Ebene realisieren kann. Da würde ich
gerne ein wenig Input mitnehmen, wie man so etwas umsetzen kann.“
Herr
Albers, Herr Lücking, herzlichen Dank für das Gespräch.