Die Gebetswache am Sonnabend vor der Seligsprechung
Bereits am Sonnabend
hatten die Feierlichkeiten zur Seligsprechung in Rom begonnen. Am Circus Maximus hatten
sich rund 200.000 Menschen zur Nachtwache im Gedenken an Johannes Paul II. versammelt.
Unter dem Schein tausender Kerzen haben vor allem Jugendliche auf der Pferderennbahn
des antiken Roms zur Gebetswache zusammengefunden.
Unter ihnen war auch die
französische Nonne Marie Simon-Pierre, die über ihre Heilung von der Parkinson-Krankheit
berichtete, die ein Gebet an den verstorbenen Papst bewirkt haben soll. „Ich bin
tief bewegt, dass meine Erfahrung, die ich heute vor euch bezeugen will, am Prozess
der Seligsprechung Johannes Pauls II. mitgewirkt hat." Schwester Marie erzählt von
ihrer Parkinson-Erkrankung, unter der sie bereits im Alter von 40 Jahren gelitten
hat. Und, dass es ihr scher gefallen sein, Johannes Paul II. im Fernsehen zu sehen,
da er sie an die gemeinsame Krankheit erinnerte. Eines Tages ging sie zur Oberin,
um ihr mitzuteilen, dass sie durch ihre Krankheit zu schwach sei, um die tägliche
Arbeit fortführen zu können und bald an den Rollstuhl gefesselt sein werde. Dann,
eines Tages, nach einem ungewühnlich guten Schlaf, bemerkte sie, dass etwas anders
war. Sie ging in die Kapelle, um zu beten. Die Schmerzen hatten nachgelassen, sie
hatte die Krankheit überstanden. Zum Schluß bedankt sich Schwester Marie bei allen
Anwesenden und zeigte sich sicher, dass Johannes Paul II. von oben zusehe und glücklich
sei. Dieses vom Vatikan anerkannte Wunder war die Voraussetzung für das schnellste
Seligsprechungsverfahren der jüngeren Kirchengeschichte. Ein langjähriger Wegbegleiter
des polnischen Papstes, der heutige Erzbischof von Krakau, Stanislaw Dziwisz, zeigte
sich davon überzeugt, dass Johannes Paul II. als Heiliger starb: „Und er hatte
uns auf den Moment des Todes vorbereitet. Er strömte unglaublichen Frieden aus.“ Erzbischof
Dziwisz hatte den verstorbenen Papst als Lehrer kennen gelernt: „Er war ein
junger Professor, immer sehr gut vorbereitet, und seine Lektionen waren sehr interessant.
Aber was war das Berührende: Nach der Lektion, während der Pause, ging er immer in
die Kirche, um zu beten. Und wir beobachteten ihn aus der Ferne. Er war dermaßen im
Gebet vertieft, als einziger vorne vor dem Allerheiligsten. Und dann, als er zur zweiten
Lektion zurückkam, hatten wir den Eindruck, als wäre er jemandem begegnet.“ Papst
Benedikt XVI. ist in seiner Abschlussansprache bei der Vigil, zu der er per Video
dazugeschaltet wurde, auf das Leben und das Wirken von Johannes Paul II. eingegangen.
Johannes Paul II., der sein Amt 1978 antrat, war der erste nicht-italienische Papst
seit mehr als vier Jahrhunderten. (rv 01.05.2011 ak)