Der europäische Rundfunk
tagt, und zwar zum 80. Geburtstag von Radio Vatikan in diesem Jahr in Rom. Seit gestern
findet im Päpstlichen Medienrat die jährliche Versammlung der EBU statt, der European
Broadcasting Union. Die öffentlich-rechtlichen Radiosender tagen einmal im Jahr,
um gemeinsame Probleme und Herausforderungen zu besprechen, in den letzten Jahren
vermehrt auch zu den neuen Medien. Darauf nahm in seiner Ansprache am Donnerstagabend
auch der Präsident des Medienrates, Erzbischof Claudio Celli, Bezug:
„Mir
ist sofort aufgefallen, wie sehr Ihre Themen mit unseren Themen im päpstlichen Medienrat
übereinstimmen. In den letzten Jahren haben wir gemeinsam mit Journalisten und Medienfachleuten
die Möglichkeiten und Herausforderungen untersucht, die die radikalen Änderungen in
der Welt der Kommunikation uns stellen. Radio war lange Zeit ein Schlüsselmedium im
Leben der Kirche. Radio hat auch im Kontext der außergewöhnlichen Entwicklungen der
neuen Medien heute eine aufregende Zukunft.“
Das Potential des Rundfunks
werde erst jetzt wirklich sichtbar, so Celli, da ohne die Begrenzungen von Zeit und
Raum alle Menschen erreicht werden können, ohne dass diese ihre Aufmerksamkeit ausschließlich
auf das Medium richten müssten. Wie beim Autofahren könne man immer hören, der unschlagbare
Vorteil dieses Mediums. Weiter ging der Erzbischof auf die Bedeutung ein, die die
Massenmedien heute hätten – sowohl in den Augen der Kirche als auch in den Augen ihrer
Macher. Medien helfen der Gesellschaft durch das Vermehren und den Respekt vor Freiheit,
im Dialog und im Übernehmen von Verantwortung, so Celli. Öffentlicher Rundfunk müsse
hier den höchsten Ansprüchen genügen: Wenn die Medien das Denken fehlleiten, dann
wird die Öffentlichkeit vergiftet.
„Visuelle und elektronische – also die
dominierenden – Medien brauchen eine bestimmte Art des Inhalts. Sie leben von Kürze,
Geschwindigkeit, Wandel, Dringlichkeit, Verschiedenheit und Gefühl. Denken braucht
aber das Gegenteil. Denken braucht Zeit. Denken braucht Stille und die Methode der
Logik. Radio kann – wenn es gut gemacht ist – Nachdenken und Reflexion stimulieren,
Debatten stärken, informieren und bilden.“
Wenn die Kirche kommuniziere,
werde sie Wort und Botschaft. Ohne Dialog gehe das nicht, zitiert Celli Papst Benedikt.
Die Kirche könne und wolle sich dieser Welt nicht entziehen. Andere Kulturen sollten
die Kirche bereichern, genauso wie die Kirche der Welt all das anbietet, was ihr geschenkt
sei. Radio sei immer noch und bleibe ein hervorragendes Medium dazu.
Am Rande
der Tagung haben wir uns mit dem Hörfunkdirektor des Hessischen Rundfunkt, Heinz Sommer,
unterhalten und ihn gefragt, wo er die Zukunft von Kirche, Religion und Glaube als
Themen in dieser sich ändernden Medienlandschaft sieht. Sein Sender habe religiöse
Programme nicht nur unter Kultur, sondern auch in den Massenprogrammen, da es ein
klares Bedürfnis nach Spiritualität gebe.
„An den Reaktionen des Publikums
stellen wir fest, dass diese Formate nachgefragt werden und dass es wirklich ein Interesse
daran gibt. Das ist für uns ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Themen Kirche
und Religion und vor allen Dingen auch Spiritualität insgesamt gesehen beim Publikum
heute einen Themenkomklex darstellt, über den mehr denn je geredet werden muss.“
Allerdings
fange der Eventcharakter der katholischen Kirche auch an, das Wissen über Glauben
und Kirche zu überlagern.
„Wir versuchen etwas dagegen zu tun, weil wir
der Auffassung sind, dass es wichtiger denn je ist, über Glaubensinhalte, die Unterschiede,
die unterschiedlichen Voraussetzungen, historisch oder aktuell, vertieft zu berichten
und dies nicht einfach nur an der Oberfläche zu belassen. Ich glaube, dass eine Nachfrage
danach besteht. Was wir ganz deutlich feststellen, ist dass gerade auch im Zusammenhang
mit der Migrationsdebatte in Deutschland, mit der Migrationsdebatte in Europa überhaupt
die Nachfrage auch nach unseren christlichen und kirchlichen Inhalten gewachsen ist.
Das beides muss man zusammen sehen, um die neue Bedeutung in den Medien zu verstehen.“