Polen: Johannes Paul II. war „Zünglein an der Waage“ bei EU-Beitritt
Papst Johannes Paul II. war das „Zünglein an der Waage“, was die Überzeugung der polnischen
Bevölkerung vom Beitritt des Landes zur Europäischen Union betrifft. Davon ist Polens
Botschafterin am Heiligen Stuhl, Hanna Suchocka, überzeugt. Sie war von 1992 bis 1993
die erste weibliche Ministerpräsidentin des Landes; seit 2001 bekleidet sie das Amt
der Botschafterin. In einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur SIR
Europa vom vergangenen Mittwoch legt die Rechtswissenschaftlerin und liberale Politikerin
ihren Eindruck von Johannes Pauls Einsatz für die Öffnung Polens zu Europa dar. Mit
Blick auf das nationale Referendum von 2003 unterstreicht sie: „Johannes Paul II.
sagte ganz klar, dass Europa Polen und dass Polen Europa brauchte. Persönlich denke
ich: Wenn der Papst dies nicht mit großer Klarheit gesagt hätte, hätte das Referendum
auch einen anderen Ausgang nehmen können. Viele haben mir gesagt, dass die Worte des
Papstes ihre Zweifel aus dem Weg geräumt haben. Damals gab es ja in Polen viele EU-Skeptiker
und viele unentschiedene Bürger.“ Das Referendum von 2003 fand nach einer Zeit zäher
Beitrittsverhandlungen statt. Die schlechte Konjunkturlage in Polen, die steigenden
Arbeitslosenzahlen und die von der Regierung verordneten Sparmaßnahmen ließen in der
polnischen Bevölkerung die Akzeptanz eines möglichen EU-Beitrittes schwinden. Während
1997 noch 72 Prozent der Bevölkerung den Beitritt befürworteten, waren es 2001 nur
noch 53 Prozent. Am 8. Mai 2002 eröffnete die Regierung eine landesweite Aufklärungskampagne
über die Europäische Union; der Beitritt erfolgte am 1. Mai 2005. (sir/rv/diverse
28.04.2011 pr)