2011-04-27 11:52:05

Nigeria: Endlich in eine demokratische Zukunft?


RealAudioMP3 Bei den Gouverneurswahlen in Nigeria sind am vergangenen Dienstag drei Sprengsätze explodiert. Verletzte gab es laut Regierungsangaben zwar keine. Viele Wahlbeobachter seien jedoch zu Hause geblieben, und Wähler seien geflohen und hätten so ihre Stimme nicht abgeben können, hieß es. Diese Anschläge reihen sich in die Gewalt nach den Wahlen im Land ein.
Mit den Gouverneurswahlen am Dienstag wurde in Nigeria zum dritten Mal innerhalb eines Monats gewählt: Am 9. April fanden die Parlamentswahlen statt, am 16. April die Präsidentschaftswahlen. Bei letzteren ging der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan als Sieger hervor. Jonathans Anhänger finden sich vor allem im Süden des Landes, die seines wichtigsten Herausforderers, des ehemaligen Militärmachthabers Muhammadu Buhari, vor allem im Norden. Die entfesselte Gewalt im Land wurde weitgehend auf diese Spannung – Muslime im Norden gegen Christen im Süden – erklärt. Der Caritasdirektor Nigerias Obiora Ike sagte bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien, dass die religiösen Spannungen den jetzigen Konflikt allein nicht erklärten, weil nämlich „in 31 Bundesländern der Nation Nigeria, auch im Norden bei den Muslimen, Präsident Jonathan klar gewonnen“ habe.
Die Unruhen in verschiedenen Bundesländern halten seit rund zwei Wochen an. Ike verwies auf den Begriff „Post election violence“. Jonathan habe in 31 von 36 Ländern die Stimmenmehrheit erreicht, von den insgesamt rund 39 Millionen gültigen abgegebenen Stimmen hätten rund 25 Millionen Jonathan gegolten. „Jonathan ist anerkannt“, betonte Ike. Sein Gegner in der Wahl, General Buhari, hatte auch erklärt, nicht Anstifter für die Unruhen zu sein. Wer hinter den Randalen steckt, sei unklar. Ike verwies auf islamische Jugendliche im Norden des Landes, die bis 1999 jahrzehntelang vernachlässigt worden sei. Sie hatten keinen Zugang zu Wohnungen, zu Arbeit, Ausbildung und zum politischen Geschehen. „Diese kollektive Wut, vermute ich, kommt jetzt zum Ausdruck“, so Ike.
Trotzdem sieht Ike eine positive Entwicklung im Land, vor allem auch im Bereich der Demokratie. Ike verwies auf mehr Selbstbewusstsein der Bevölkerung. Man wisse künftig, dass die eigene Stimme Gewicht hätte und Wahlfälschung kaum mehr möglich sei. Und man werde Politiker an ihren Taten und an ihrem Programm messen. Die – wie schon von unabhängigen Wahlbeobachtern der Afrikanischen Union sowie des Europäischen Parlaments erklärten – fairen und freien Wahlen stellen für Ike ein Zeichen der Hoffnung dar. Er spricht von einem „neuen Nigeria“:
„Unsere Demokratie in Nigeria wurde durch dieses Geschenk gefestigt. Eine nächste Wahl wird noch besser sein, weil wir das dann digital machen, computerisiert. Die Leute müssen dann nicht mehr Schlange stehen, sondern man weiß automatisch das Wahlergebnis, da kann man nicht fälschen. Die neue Phase Nigerias ist, wie wir auf Englisch sagen ‚We are moving on. The old order has changed’.“
(kap 27.04.2011 ord)








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