2011-04-26 15:37:00

Senegal: Macht bedeutet Dienst am anderen


Nicht nur der Papst hat in seinem Ostersegen zu einem Ende der Gewalt in Libyen und zur Versöhnung in Elfenbeinküste aufgerufen. Kardinal Théodore-Adrien Sarr, Erzbischof des Bistums Dakar in Senegal, hat an die Machthaber der Länder des afrikanischen Kontinents appelliert, ihren Umgang mit der Macht zu überdenken:

„Ich habe die Gelegenheit des Gründonnerstags aufgreifen wollen, die Zelebration jener aufrichtigen Geste Jesu Christi, seinen Jüngern die Füße zu waschen, um die Frage nach der Ausübung der Macht zu stellen. Vor allem in Afrika und besonders in unserer Region. Im Gedenken an jene Geste Jesu Christi wollte ich sagen, dass wir alle begreifen müssen, dass Macht eine Dienstleistung bedeutet. Ein Dienst am anderen, nicht an sich selbst. Aus dieser Perspektive habe ich diesen Appell geschickt, damit alle Machthaber wissen, dass ihre Macht nicht absolut ist, sondern von höheren Werten geleitet werden muss: Frieden im eigenen Land zu stiften, dem Leid der eigenen Bevölkerung vorzubeugen und es zu verringern und, in weiterer Folge, die Ergebnisse der Wahlen zu respektieren. All das ist an unsere Länder gerichtet, um zu verhindern, dass all dies geschieht, von dem wir gerade Zeuge werden: der Missbrauch der Macht und seine verheerenden Folgen.“

Die kriegerischen Auseinandersetzungen in verschiedenen Ländern des afrikanischen Kontinents lassen alte Kolonialmächte wieder erwachen. Der Eingriff Frankreichs in den Bürgerkrieg in Elfenbeinküste hat nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen. Kardinal Sarr warnt in diesem Zusammenhang vor übereilten und nicht ausreichend begründeten Aktionen:

„Das, was in Elfenbeinküste passiert ist, und das auch anderswo geschieht, bringt mich dazu – und ich glaube, da bin ich nicht der einzige – über das Recht des sich Einmischens nachzudenken. Es ist gut, dass Machthaber wissen, dass sie sich nicht tun können, was sie wollen, während die Welt zuschaut, ohne etwas zu sagen. Auch weil es das Recht zur Einmischung, das Recht zum Eingreifen aus humanitären Gründen gibt. Es ist aber auch nötig, die Gründe für letzteres in klarer Weise zu regeln, um Missbrauch zu verhindern. Der Mensch bleibt der Mensch. Und ich glaube, dass es auf allen Ebenen der Macht die Tendenz gibt, dass sich das Prinzip des Stärkeren durchsetzt. Oder es wird mit verschiedenem Maß gemessen, bis hin zur Durchsetzung bestimmter Interessen. Mit alldem will ich nur sagen: Vorsicht – Eingreifen ja, aber dieses Eingriff muss gewissen, vorher festgelegten Normen entsprechen.“

(rv 26.04.2011 ak)








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