Nicht nur der Papst hat in seinem Ostersegen zu einem Ende der Gewalt in Libyen und
zur Versöhnung in Elfenbeinküste aufgerufen. Kardinal Théodore-Adrien Sarr, Erzbischof
des Bistums Dakar in Senegal, hat an die Machthaber der Länder des afrikanischen Kontinents
appelliert, ihren Umgang mit der Macht zu überdenken:
„Ich habe die Gelegenheit
des Gründonnerstags aufgreifen wollen, die Zelebration jener aufrichtigen Geste Jesu
Christi, seinen Jüngern die Füße zu waschen, um die Frage nach der Ausübung der Macht
zu stellen. Vor allem in Afrika und besonders in unserer Region. Im Gedenken an jene
Geste Jesu Christi wollte ich sagen, dass wir alle begreifen müssen, dass Macht eine
Dienstleistung bedeutet. Ein Dienst am anderen, nicht an sich selbst. Aus dieser Perspektive
habe ich diesen Appell geschickt, damit alle Machthaber wissen, dass ihre Macht nicht
absolut ist, sondern von höheren Werten geleitet werden muss: Frieden im eigenen Land
zu stiften, dem Leid der eigenen Bevölkerung vorzubeugen und es zu verringern und,
in weiterer Folge, die Ergebnisse der Wahlen zu respektieren. All das ist an unsere
Länder gerichtet, um zu verhindern, dass all dies geschieht, von dem wir gerade Zeuge
werden: der Missbrauch der Macht und seine verheerenden Folgen.“
Die kriegerischen
Auseinandersetzungen in verschiedenen Ländern des afrikanischen Kontinents lassen
alte Kolonialmächte wieder erwachen. Der Eingriff Frankreichs in den Bürgerkrieg in
Elfenbeinküste hat nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen. Kardinal Sarr warnt
in diesem Zusammenhang vor übereilten und nicht ausreichend begründeten Aktionen:
„Das, was in Elfenbeinküste passiert ist, und das auch anderswo geschieht, bringt
mich dazu – und ich glaube, da bin ich nicht der einzige – über das Recht des sich
Einmischens nachzudenken. Es ist gut, dass Machthaber wissen, dass sie sich nicht
tun können, was sie wollen, während die Welt zuschaut, ohne etwas zu sagen. Auch weil
es das Recht zur Einmischung, das Recht zum Eingreifen aus humanitären Gründen gibt.
Es ist aber auch nötig, die Gründe für letzteres in klarer Weise zu regeln, um Missbrauch
zu verhindern. Der Mensch bleibt der Mensch. Und ich glaube, dass es auf allen Ebenen
der Macht die Tendenz gibt, dass sich das Prinzip des Stärkeren durchsetzt. Oder es
wird mit verschiedenem Maß gemessen, bis hin zur Durchsetzung bestimmter Interessen.
Mit alldem will ich nur sagen: Vorsicht – Eingreifen ja, aber dieses Eingriff muss
gewissen, vorher festgelegten Normen entsprechen.“