2011-04-26 09:55:24

Johannes Paul II. - Das Leiden


Das Bild des Papstes heute wird beherrscht vom kranken Mann der letzten Jahre. Erste Anzeichen wurden bereits 1994 bemerkt, Zeitungen berichteten über den schwächer werdenden Zustand der Gesundheit des Papstes. In den Jahren vor 2005 hat dieses Leiden und Siechen sichtbar zugenommen. Es wurde Kritik laut, der Papst könne doch offensichtlich sein Amt nicht mehr ausüben und müsse zurück treten. Johannes Paul aber war überzeugt davon, dass auch das Alter und die Schwäche zum Leben dazu gehört. Und wie er seine gesamte Amtszeit über alles was er tat kommuniziert hat, so wurde auch dieser Teil seines Lebens öffentlich. Nicht aus Taktik, nicht aus Absicht, sondern weil es Teil des Papst- und Menschenverständnisses Karol Wojtylas war.
Die Leidensgeschichte des Papstes beginnt aber nicht erst mit der Parkinson-Krankheit. Sie beginnt am 13. Mai 1981. Es war während der gewohnten Mittwochsaudienz, als Ali Agca, ein damals 23. jähriger Türke, auf den Papst schoss und ihn fast tötete. Es ist viel geschrieben und spekuliert worden über die Hintergründe: Bulgarien sei der Strippenzieher gewesen, oder Russland mit bulgarischer Hilfe. Erste Festnahmen gab es relativ schnell, aber wirklich aufgeklärt werden konnte das Attentat bis heute nicht. Nicht zur Klarheit beitragen tun auch die immer wirrer werdenden Interviews und Statements des Attentäters selbst, vom Kardinalstaatssekretär bis zur CIA hat er so ziemlich alles beschuldigt, was sich so beschuldigen lässt.
Direkt danach und schon im Krankenbett beginnend schreibt Johannes Paul II. einen Text, Salvifici Doloris, von der heilbringenden Kraft des Leidens (erschienen im Februar 1984):

„Christus hat seinen Zuhörern die Notwendigkeit des Leidens nicht verborgen. Er sagte ganz klar: ‚Wer mein Jünger sein will..., nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach’. An seine Jünger richtete er sittliche Forderungen, die sich nur unter ‚Selbstverleugnung’ erfüllen lassen. Der Weg, der zum Himmelreich führt, ist ‚eng und schmal’. … Verschieden ist die Bereitschaft, die der Mensch bei seinem Leiden zeigt. Man darf jedoch voraussetzen, dass jeder fast immer mit einem typisch menschlichen Protest und mit der Frage nach dem »Warum« in sein Leiden eintritt. Ein jeder fragt sich nach dem Sinn des Leidens und sucht auf seiner menschlichen Ebene eine Antwort auf diese Frage. Gewiss richtet er diese Frage auch wiederholt an Gott und an Christus. Darüber hinaus kann er nicht übersehen, dass derjenige, an den er seine Frage richtet, auch selbst leidet und ihm vom Kreuz herab, aus der Mitte seines eigenen Leidens her, antworten will. Doch manchmal braucht es Zeit, sogar lange Zeit, bis diese Antwort innerlich wahrgenommen werden kann. Denn Christus antwortet nicht direkt, und er antwortet nicht in abstrakter Weise auf diese Frage des Menschen nach dem Sinn des Leidens. Der Mensch hört seine rettende Antwort erst, wenn er selbst mehr und mehr an den Leiden Christi teilnimmt.“

Pater Bernd Hagenkord SJ







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