Im kollektiven Gedächtnis existiert Papst Johannes Paul II. fast nur mit dem silbernen
Kreuzstab mit dem expressiven, leidenden Christus. Der Papst hielt ihn meistens mit
beiden Händen vor sich, halb als Signal, halb um sich – symbolisch und physisch zugleich
– auf ihn zu stützen. Den Stab selbst hat er von Paul VI. übernommen, der dieses
aussagestarke Kreuz für den Schluss des Konzils hatte anfertigen lassen und der ihn
bei der Schlussmesse das erste mal trug. Es war der gleiche Papst, der 1964 in
der Konzilsaula die päpstliche Krone, die Tiara, ablegte und nie wieder trug, seine
Nachfolger machten es ihm gleich. So löst dieser Kreuzstab also die Tiara gleichsam
als das Papstemblem ab, Kreuz statt Krone, Dienst statt Herrschaft. Paul VI. trug
damit das Konzil und dessen Umsetzung, mit dem das Kreuz untrennbar verbunden bleibt,
durch sein Pontifikat. Das setzte Johannes Paul fort und er machte noch mehr daraus:
durch das Grüßen und Stützen, das Hochhalten und Schwenken des Stabes wird er im optischen
Gedächtnis Teil des Handelns des Papstes.