2011-04-26 09:55:31

Andrzej Jawien


Karol Wojtyla war ein Dichter, als Schüler, Fabrikarbeiter, Student, Priester und auch noch als Bischof. Sein letztes Gedicht schrieb er kurz vor der Abreise zum zweiten Konklave 1978, das ihn zum Papst wählen sollte. Sein Dichterpseudonym lautete Andrzej Jawien, eine Figur aus einem Roman eines mit ihm befreundeten Autors. Es sind dichtende Blicke aus den Augen eines Seelsorgers, immer mit den Beinen auf dem Boden bleibend, ohne Pathos. Der Dichter Wojtyla ist ein Suchender, keiner, der die Wahrheit, die er besitzt, deklamiert.
Bekannt ist, dass er unter der deutschen Besetzung Polens im Geheimen Theater spielte, ein subversiver Akt gegen die Nazis, die die polnische Kultur zerstören wollten.
Begonnen hatte er seine Ausbildung mit dem Studium der polnischen Sprache und Literatur, er schrieb neben Gedichten auch Dramen. Überliefert ist die Kritik seines Theaterlehrers, der, als er von Wojtylas Absicht erfuhr, Priester zu werden, gesagt haben soll: „Wollen sie ihr Talent denn so verschwenden?“ Nichts wurde verschwendet. Die Prägung durch das szenische Theater, dass alle Bürgerlichkeit in Gestik und Ausstattung verschmäht, macht aus Karol Wojtyla nicht nur einen guten Kommunikator, sondern auch einen Dramaturg, der versteht, seine Inhalte in Szenen umzusetzen.
Als man den damaligen Primas Polens und Widerstandskämpfer gegen die Kommunisten, Stefan Kardinal Wyszynski, fragte, was denn dieser neuernannte Erzbischof von Krakau – Wojtyla – eigentlich für einer sei, antwortete er: „Ein Dichter“.

Pater Bernd Hagenkord SJ







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