2011-04-22 12:33:56

Österreich: Auseinandersetzung mit Judentum nicht Kür, sondern Pflicht


RealAudioMP3 Die Auseinandersetzung mit dem Judentum ist für Christen keine Kür, sondern Pflicht. Das betont der neue Präsident des „Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ in Österreich, Professor Martin Jäggle. Aufregung gab es vor drei Jahren nach der Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die außerordentliche Form des römischen Ritus, in der es heißt: Gott möge die Herzen der Juden „erleuchten, damit sie Jesus Christus erkennen“. Allerdings feiert nur eine kleine Minderheit der Katholiken die Messe in der alten Form. Jäggle beobachtet, dass sich inzwischen, nicht zuletzt durch das neue Jesusbuch des Papstes, die Wellen zwischen Juden und Christen geglättet haben:

„Die Irritation war groß. Die faktische Realität dieser Karfreitagsfürbitte ist klein. Die Interpretation von Kardinal Kasper, dass dies im eschatologischen Horizont zu verstehen ist, hat die Auseinandersetzung zurücktreten lassen. Das Jesusbuch des Papstes hat viel positive, geradezu euphorische Resonanz auf jüdischer Seite gefunden. Aber nicht, weil dort grundlegend Neues drin steht, sondern weil es da gebündelt steht. Ich denke, damit ist die Frage der Karfreitagsfürbitte auch nochmals als Problem relativiert.“

Der christlich-jüdische Dialog sei unverzichtbar, so Jäggle. Einerseits, weil sich das Christentum seiner Grundlegung im Judentum ständig neu vergewissern müsse. Andererseits auch wegen der belasteten Geschichte der Christen gegenüber dem jüdischen Volk.

„Dialogos heißt, der Wahrheit zum Durchbruch helfen. Im Konzil heißt es, einander bei der Erforschung der Wahrheit zu Hilfe kommen. Kardinal König hat das einmal sehr gut auf den Punkt gebracht: Es wird keine neue Offenbarung geben, aber vielleicht verstehen wir in hundert Jahren die Offenbarung anders. Und so bedeutet „Dialog führen“ nicht, etwas zur Diskussion stellen. Sondern ein intensives Geschehen des „sich Verständigens“, um der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen.“

Eine Plattform für Gespräche, Begegnung und Bildung. Das bietet der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich bereits seit 55 Jahren. Christliche und jüdische Mitglieder sind im Vorstand des Vereines formal gleichberechtigt vertreten.
(rv 22.04.2011 ak)








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