Mit Argusaugen ist in den letzten Tagen der IV. Kongress der Kommunistischen Partei
Kubas auch aus dem Ausland beobachtet worden. Fidel Castro, der historische Revolutionsführer,
hat dabei seinen Abschied von Staats- und Parteiämtern offiziell gemacht, und sein
Bruder Raul, der Präsident der Insel, hat erklärt, zwar an der Planwirtschaft festzuhalten,
aber mit mehr Platz für private Initiative. Was heißt denn das, fragen wir Luis Badilla,
den Lateinamerika-Experten von Radio Vatikan.
„Was Raul Castro gesagt hat,
finde ich sehr interessant – ein Hoffnungsschimmer für Kuba und sein Volk, übrigens
auch für das Regime, das sich ja großen Problemen gegenübersieht. Die Frage ist allerdings
jetzt, wie die zum Teil neu aufgestellte Führungsklasse das neue Programm vorantreiben
wird. Und dann gab es auch einige Lücken im Bericht von Raul Castro: Er hat nämlich
gesagt, dass man die Partei stärker vom Staat trennen muss, aber er hat nichts dazu
gesagt, welche Autonomie und Freiheit die gesellschaftlichen Gruppen künftig haben
werden, darunter auch die kulturellen und die religiösen Organisationen.“
Für
Badilla hörten sich Castros Einlassungen so an, als habe der Präsident klare Vorstellungen
zum Thema Wirtschaftsreformen, aber nicht so sehr, wenn es um die politischen Reformen
geht.
„Das ist genau der Punkt. Dabei werden die Wirtschaftsreformen durchaus
auch etwas in der Gesellschaft in Bewegung setzen, denn wenn man sozusagen die Wirtschaft
demokratisiert, bringt das automatisch auch eine gewisse politisch-kulturelle Demokratisierung
mit sich. Man muss nur sehen, wie!“