Christen in aller Welt gedenken in der Karwoche und zu Ostern der Botschaft vom Kreuz
und von der Auferstehung Jesu Christi. Ostern fasst das Fundament des christlichen
Glaubens zusammen: So stellt das Gedächtnis an Leiden, Tod und Auferstehung Christi
den Höhepunkt des Kirchenjahres dar. Ostern ist damit das wichtigste und höchste Fest
der Christenheit.
Am Palmsonntag, dem ersten Tag der Karwoche, wird
der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. Der Evangelist Matthäus schreibt über den Ritt
Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt: „Viele Menschen breiteten auf
dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie
auf die Straße.“ Eine wachsende Neigung, die biblischen Berichte über Leiden, Tod
und Auferstehung Jesu chronologisch nachzuvollziehen, führte wahrscheinlich bereits
im vierten oder fünften Jahrhundert dazu, des Einzugs in Jerusalem in Form einer Prozession
zu gedenken. Im elften und zwölften Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in
vielen Teilen des Abendlandes schon Tradition. Die Liturgie beginnt mit einer Palmweihe;
im deutschsprachigen Raum werden fast immer Buchsbaumzweige oder Weidenkätzchenbüschel
verwendet. Nach deren Segnung folgt die Palmprozession. Erstmals in der Karwoche wird
während des anschließenden Gottesdienstes vom Leiden und Sterben Jesu berichtet.
Am
Gründonnerstag erinnern sich die Gläubigen an die Feier des jüdischen Pessach-Festes
durch Jesus und seine Jünger. Der Gefangennahme, Verurteilung und schließlich der
Hinrichtung Jesu sowie der Grabesruhe wird am Karfreitag und Karsamstag
gedacht. In der Osternacht feiern die Christen das Fest der Auferstehung Jesu von
den Toten.
Ostern geht auf die früheste Zeit der Kirche zurück und
ist das ritenreichste aller christlichen Feste. Seit dem Konzil von Nizäa wird Ostern
alljährlich am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Ostern liegt damit
zwischen dem 22. März und dem 25. April. Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform
unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an
unterschiedlichen Tagen.
Die „Heilige Woche"
Die Karwoche -
das Wort wird aus dem althochdeutschen „kara" oder „chara" für Klage, Kummer, Trauer
abgeleitet - wird in anderen Sprachräumen u. a. auch „Heilige Woche", „Holy Week",
„Semaine sainte" oder „settimana santa" genannt.
Die eigentliche Vorbereitung
auf Ostern beginnt am Palmsonntag. Palmen galten im alten Palästina als Zeichen der
Königswürde und des Friedens. In der Karwoche werden zunächst in der Chrisam-Messe
jene Öle geweiht, die das ganze Jahr über bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen
und Priesterweihen verwendet werden. Schon in der Heiligen Schrift steht das Öl für
Gesundheit, Lebensfreude, Kraft und Frieden.
Mit dem Gründonnerstag beginnen
die „heiligen drei Tage". Der Name Gründonnerstag geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche
Wort „Greinen" oder „Grienen" zurück, was so viel wie „wehklagen" bedeutet. An diesem
Tag wurden die Sünder, die Buße geleistet hatten, die „Greinenden", wieder in die
Gemeinde aufgenommen. Manche Forscher verweisen aber auch darauf, dass der Gründonnerstag
seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten
nach Buße und Vergebung wieder zur Kommunion zugelassen (also wieder „grünendes Holz"
am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31) waren.
Schweigen und verhüllen
Die
Abendmesse am Gründonnerstag erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem er das
Priestertum und die Eucharistie einsetzte. Als Zeichen der dienenden Liebe wusch Jesus
vor dem Mahl seinen Jüngern die Füße. Diesen Brauch, der seit dem Konzil von Toledo
694 bekannt ist, wiederholen am Gründonnerstag bis heute in vielen Kirchen Priester
oder Bischöfe. Als Ausdruck der Trauer verstummen während der Messe Orgel und Glocke
und schweigen bis zur Osternacht. Weiteres Zeichen der Anteilnahme am Leiden Christi
ist die Verhüllung von Kreuz und Altar. Und in vielen christlichen Gemeinden werden
bis zum Karfreitag Nachtwachen gehalten.
Für evangelische Christen ist der
Karfreitag der höchste Feiertag des Jahres. Die katholische Kirche wiederum kennt
am Karfreitag wie auch am Karsamstag keine Eucharistiefeier. Der Karfreitag ist neben
dem Aschermittwoch der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fasttag
gilt. Zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr versammeln sich die Katholiken zu einem Gottesdienst,
der sich von allen anderen Feiern während des Jahres unterscheidet. Im Mittelpunkt
stehen die Kreuzverehrung sowie das fürbittende Gebet für die Kirche und die ganze
Welt. Der Karsamstag ist der stillste Tag im Kirchenjahr. An diesem Tag verweilt die
Kirche am Grab des Herrn, betrachtet seinen Abstieg in das Reich des Todes und erwartet
seine Auferstehung.
Auferstehung: Leben siegt
Das eigentliche
Osterfest ist vor dem Hintergrund der Pessach-Feier entstanden, mit dem die Juden
den Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei Ägyptens feiern. Bereits im 6. Jahrhundert
begann die Osterliturgie in den Abendstunden des Samstags. Zu Beginn der Feier werden
zunächst Osterfeuer und Osterkerzen gesegnet. Das Feuer gilt dabei als Symbol für
die Sonne, die erst Leben ermöglicht. Dann ruft die Gemeinde in sieben Lesungen aus
dem Alten Testament die großen Stationen der Heilsgeschichte in Erinnerung.
Nirgends
in der Bibel ist die Auferstehung „beschrieben". Es gibt aber die Berichte über Erscheinungen
des auferstandenen Jesus, über die Auffindung des Leeren Grabes und die Kunde eines
Engels von der Auferstehung. Christen ist die Auferstehung Jesu Gewähr dafür, „dass
am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über
das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst den Tod siegen wird", wie es im deutschen
Erwachsenen-Katechismus heißt.
Der Karsamstag ist der letzte Tag der Fastenzeit
seit dem Aschermittwoch. Mit dem Ostersonntag beginnt die 50-tägige österliche Freudenzeit
("Osterzeit") bis Pfingsten.
Hochzeit auch für Sprachforscher
Ethymologen
leiten das deutsche Wort „Ostern" vom altgermanischen „Austro" oder „Ausro" für „Morgenröte"
ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete und sich im Althochdeutschen
zu „ostarun" fortbildete. Der Wortstamm ist mit altgriechisch „eos" („Sonne") verwandt.
„Eostra" ist erstmals 738 beim angelsächsischen Benediktinergelehrten Beda Venerabilis
belegt. Er vermutete hinter diesem Wort eine angelsächsische Lichtgöttin, der der
Monat April - angelsächsisch „Eosturmanoth" - seinen Namen verdankt.
Honorius
Augustodunensis, ein Theologe des 12. Jahrhunderts, leitete „Ostern" von Osten ab,
der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs; viele neue Christen ließen sich im Hochmittelalter
„bei Sonnenaufgang" am Ostermorgen - althochdeutsch zu den „ostarun" - taufen. Im
deutschen Sprachraum setzte sich der Begriff Ostern gegen das in Teilen gebräuchliche
„pasche" durch (vgl. frz. „Paques" für Ostern). (kap 16.04.2011 gs)