Im Fall Vangheluwe haben die belgischen Bischöfe an den Vatikan appelliert, eine „reale
Sanktion“ über den pädophilen Geistlichen zu verhängen. „Ich hoffe, dass der Heilige
Stuhl dieses Mal versteht, dass wir seine Hilfe brauchen, um in dieser Angelegenheit
vollständige Klarheit zu bekommen“, sagte der Bischof von Malines, Guy Harpigny, am
Freitagabend auf dem privaten belgischen Fernsehsender RTL-TVI. Mehr als ein Jahr
versuche man der Glaubenskongregation nun schon klar zu machen, dass man auf eine
Entscheidung von Seiten des Heiligen Stuhles warte, so der Geistliche weiter. Er hoffe,
dass man nicht mehr lange auf eine solche Entscheidung warten müsse, präzisierte Harpigny
in einem anderen Interview, das auf dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTBF
ausgestrahlt wurde. Vatikansprecher Federico Lombardi hatte am Freitagnachmittag vor
Journalisten noch verlauten lassen, der Vatikan teile die Entrüstung der belgischen
Bischöfe über den Fall, sei sich dessen Schwere bewusst und sammele derzeit noch weitere
Informationen für eine gründliche Auswertung. Der Appel der belgischen Bischöfe folgt
auf einen Fernsehauftritt von Roger Vangheluwe vom Donnerstagabend, in dem der ehemalige
Bischof von Brügge den Missbrauch eines zweiten Neffen einräumte. Zurückgetreten war
er bereits vor einem Jahr wegen sexuellen Missbrauchs eines anderen Neffen. Die belgischen
Kirchenvertreter zeigten sich vor allem schockiert über die verharmlosende Art und
Weise, in der Vangheluwe in dem Fernsehinterview seine Taten präsentiert. Die
vatikanische Glaubenskongregation hatte den ehemaligen Bischof von Brügge zuletzt
aufgefordert, Belgien zu verlassen und sich einer spirituellen und psychologischen
Behandlung zu unterziehen. Die Maßnahme war in Belgien auf Kritik gestoßen: Das Urteil
werde den Opfern nicht gerecht, sagte der frühere Sprecher der Belgischen Bischofskonferenz,
Jürgen Mettepenningen.