Als „wichtiges ökumenisches
Signal“ und „Zeichen der Zuwendung“ bewertet die evangelische Landesbischöfin Ilse
Junkermann den geplanten Papstbesuch in Erfurt. Papst Benedikt XVI. besucht das Bistum
am 23. September, dem zweiten Tag seiner Deutschlandreise, und feiert dort mit mehr
als 10.000 Gläubigen einen ökumenischen Gottesdienst. Dass Papst Benedikt XVI. das
Programm seiner Apostolischen Reise um einige ökumenische Begegnungen aufbessern ließ,
freut Junkemann. Der Besuch könne der gesamten Region neuen Mut geben, auch mit Blick
auf die DDR-Vergangenheit, so die Bischöfin im Interview mit dem Kölner Domradio:
„Zunächst einmal freue ich mich sehr für die katholischen Mitchristen, dass
sie ein solch kräftiges Zeichen der Ermutigung und Zuwendung bekommen. Ich werte es
auch als ein Zeichen der Bestätigung für Treue im Glauben über schwierigste Jahrzehnte
in der DDR hinweg und jetzt die letzten 20 Jahre in dieser deutlichen Minderheit,
in der die katholischen Mitchristen, aber auch wir gemeinsam in der Gesellschaft leben.“
Die Begegnung des Papstes mit evangelischen Kirchenvertretern und ein ökumenischer
Wortgottesdienst sollen im evangelischen Augustinerkloster stattfinden – an einem
für die Ökumene symbolträchtigen Ort, so Bischöfin Junkermann: „Im Augustinerkloster
hat der Mönch Martin Luther mit der Gottesfrage, mit der Suche nach einem gnädigen
Gott gerungen. Und das Augustinerkloster steht dafür, dass unsere gemeinsame Kirchengeschichte
wesentlich länger ist als unsere getrennte. Ich freue mich, dass es zu Gesprächen
kommen wird und besonders, dass wir gemeinsam Gottesdienst feiern werden, auf Gottes
Wort hören und gemeinsam beten. Das sehe ich auch als ein Zeichen, dass wir uns gemeinsam
senden lassen in diese hochsäkulare Mitwelt und Umwelt.“ In der Region im
Bundesland Thüringen leben mehr Protestanten als Katholiken; Christen sind insgesamt
in der Minderheit. In der Zusammenarbeit beider Kirchen in Thüringen sieht Junkermann
gerade vor diesem Hintergrund neue Chancen der Evangelisierung. Die Kirche sollte
aber noch stärker auf die Menschen zugehen, meint sie: „Wir haben vielfältige
Wege bei öffentlichen Anlässen, zum Tag der Deutschen Einheit, sei es beim Landes-Erntedankfest,
es gibt viele Gelegenheiten, bei denen wir selbstverständlich ökumenisch zusammenarbeiten.
Alles was in die Gesellschaft hineingeht, versuchen wir abzustimmen und im guten Miteinander
und partnerschaftlichen Wechsel hinbekommen. Es ist deutlich, dass wir noch mehr nach
gemeinsamen Wegen suchen müssen, wie wir unser christliches Zeugnis in diese vom Atheismus
geprägte Gesellschaft so hinsagen können, dass die Menschen sich angesprochen fühlen.
Vielleicht müssen wir auch noch stärker fragen, was die Menschen brauchen, was sie
bewegt, und uns dabei gegenseitig ermutigen.“