2011-04-15 13:37:50

Lombardi: „China und Katholizismus schließen sich nicht aus“


RealAudioMP3 Die vergangenen Monate waren eine schwierige Zeit für die Katholiken in China. Das sagt Vatikansprecher P. Federico Lombardi an diesem Freitag zum Abschluss der Versammlung der China-Kommission, die diese Woche im Vatikan getagt hat. Der Vatikan sei besorgt über die Lage der katholischen Kirche in China. Es herrsche ein „allgemeines Klima der Desorientierung und Zukunftsangst“, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Botschaft der Kommission. Lombardi zählt die Schwierigkeiten auf:

„In der Vatikanbotschaft werden an erster Stelle die Situationen und die kritischen Fakten genau beschrieben und aus Sicht der katholischen Lehre beleuchtet: es geht um die schwerwiegende Illegalität der Bischofsweihe von Chengde und des Amtes, das sich dadurch ergibt; es geht um die Notwendigkeit, die Treue zum Papst wiederherzustellen und den Skandal zu überwinden, um die offenen Wunden innerhalb der Kirche zu schließen; es geht um die aus katholischer Sicht inakzeptable Tatsache, dass der Staat Organismen einsetzt, um die Kirche zu leiten.“

All diese Tatsachen ließen Schlimmes für die Zukunft fürchten, konkret jene, dass sich Ähnliches „für die zahlreichen heute vakanten Diözesen wiederholen“ könnte, so Lombardi. Mit Blick auf das schwierige Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und China äußert das vatikanische Schreiben die Hoffnung auf einen „aufrichtigen und respektvollen Dialog“, der zu einer Überwindung der aktuellen Schwierigkeiten führen soll.

„Das ist eine realistische und gleichzeitig nicht hoffnungslose Perspektive, die schon oft geäußert wurde, um die verschiedenen Probleme der Kirche in China anzugehen. Dazu ist eben ein aufrichtiger und respektvoller Dialog von Seiten der Zivilbehörden unumgänglich. Das würde jene Harmonie in der Gesellschaft begünstigen, die von allen für das Allgemeinwohl gewünscht wird. Das ist auch der Wunsch der Katholiken. Deshalb betont der Heilige Stuhl, dass er auch weiterhin bereit ist, diesen Dialog fortzuführen mit der Hoffnung verbunden, dass auch auf der anderen Seite diese Bereitschaft da ist.“

In der Botschaft wird bekräftigt, dass die staatsnahe „Patriotische Vereinigung chinesischer Katholiken“ vom Papst nicht anerkannt sei. Der Vatikan weist ausdrücklich darauf hin, dass das Bischofsamt einen rein religiösen Charakter habe und keinerlei politische Autorität darstelle.

„Im Abschluss der Botschaft der China-Kommission werden zwei Bemerkungen gemacht, die bei einem oberflächlichen Durchlesen vielleicht übersehen werden. Sie sind aber aus spiritueller Sicht wichtig. Der Papst betont wie wichtig das Gebet für die Einheit und Lebendigkeit der katholischen Kirche in China sei. Damit verbunden ist auch die Solidarität der gesamten katholischen Universalkirche gegenüber den chinesischen Katholiken.“

Die zweite Bemerkung betrifft die Ankündigung eines Seligsprechungsprozesses für Paul Xu Guangqi in der Diözese von Shanghai, so Lombardi.

„Er war ein katholischer Laie und ein großer Diener seines Landes und Volkes und war einer der ersten Jünger jenes Paters Matteo Ricci, der das Christentum in China brachte. Xu Guangqi ist ein Beweis für die Chinesen, Katholiken und Nicht-Katholiken, dass es kein Gegensatz gibt zwischen der Zugehörigkeit zu China und zur katholischen Kirche. Im Gegenteil, man sowohl ein großartiger Chinese sein und gleichzeitig ein hervorragender Katholik. Das ist ein hoffnungsvoller Lichtblick für die Gegenwart und Zukunft Chinas.“

Hintergrund
Die Katholiken in China sind seit 1957 gespalten in eine vom Staat verfolgte papsttreue Untergrundkirche und die staatsnahe, von Rom nicht anerkannte „Patriotische Vereinigung der chinesischen Katholiken“. Mittlerweile sind jedoch rund 90 Prozent der Bischöfe Chinas vom Papst anerkannt. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der chinesischen Regierung hatten sich Ende 2010 nach einer vorübergehenden Entspannung wieder verschlechtert. Anlässe waren die ohne Zustimmung Roms erfolgte Bischofsweihe von Chendge sowie die Vollversammlung der „Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken“. Ende März wurde erstmals nach diesen Verstimmungen wieder ein Bischof im Einvernehmen von Vatikan und chinesischen Behörden geweiht.

(rv/kna 15.04.2011 mg)








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