Lombardi: „China und Katholizismus schließen sich nicht aus“
Die vergangenen Monate
waren eine schwierige Zeit für die Katholiken in China. Das sagt Vatikansprecher P.
Federico Lombardi an diesem Freitag zum Abschluss der Versammlung der China-Kommission,
die diese Woche im Vatikan getagt hat. Der Vatikan sei besorgt über die Lage der katholischen
Kirche in China. Es herrsche ein „allgemeines Klima der Desorientierung und Zukunftsangst“,
heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Botschaft der Kommission. Lombardi
zählt die Schwierigkeiten auf:
„In der Vatikanbotschaft werden an erster
Stelle die Situationen und die kritischen Fakten genau beschrieben und aus Sicht der
katholischen Lehre beleuchtet: es geht um die schwerwiegende Illegalität der Bischofsweihe
von Chengde und des Amtes, das sich dadurch ergibt; es geht um die Notwendigkeit,
die Treue zum Papst wiederherzustellen und den Skandal zu überwinden, um die offenen
Wunden innerhalb der Kirche zu schließen; es geht um die aus katholischer Sicht inakzeptable
Tatsache, dass der Staat Organismen einsetzt, um die Kirche zu leiten.“
All
diese Tatsachen ließen Schlimmes für die Zukunft fürchten, konkret jene, dass sich
Ähnliches „für die zahlreichen heute vakanten Diözesen wiederholen“ könnte, so Lombardi.
Mit Blick auf das schwierige Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und China äußert
das vatikanische Schreiben die Hoffnung auf einen „aufrichtigen und respektvollen
Dialog“, der zu einer Überwindung der aktuellen Schwierigkeiten führen soll.
„Das
ist eine realistische und gleichzeitig nicht hoffnungslose Perspektive, die schon
oft geäußert wurde, um die verschiedenen Probleme der Kirche in China anzugehen. Dazu
ist eben ein aufrichtiger und respektvoller Dialog von Seiten der Zivilbehörden unumgänglich.
Das würde jene Harmonie in der Gesellschaft begünstigen, die von allen für das Allgemeinwohl
gewünscht wird. Das ist auch der Wunsch der Katholiken. Deshalb betont der Heilige
Stuhl, dass er auch weiterhin bereit ist, diesen Dialog fortzuführen mit der Hoffnung
verbunden, dass auch auf der anderen Seite diese Bereitschaft da ist.“
In
der Botschaft wird bekräftigt, dass die staatsnahe „Patriotische Vereinigung chinesischer
Katholiken“ vom Papst nicht anerkannt sei. Der Vatikan weist ausdrücklich darauf hin,
dass das Bischofsamt einen rein religiösen Charakter habe und keinerlei politische
Autorität darstelle.
„Im Abschluss der Botschaft der China-Kommission werden
zwei Bemerkungen gemacht, die bei einem oberflächlichen Durchlesen vielleicht übersehen
werden. Sie sind aber aus spiritueller Sicht wichtig. Der Papst betont wie wichtig
das Gebet für die Einheit und Lebendigkeit der katholischen Kirche in China sei. Damit
verbunden ist auch die Solidarität der gesamten katholischen Universalkirche gegenüber
den chinesischen Katholiken.“
Die zweite Bemerkung betrifft die Ankündigung
eines Seligsprechungsprozesses für Paul Xu Guangqi in der Diözese von Shanghai, so
Lombardi.
„Er war ein katholischer Laie und ein großer Diener seines Landes
und Volkes und war einer der ersten Jünger jenes Paters Matteo Ricci, der das Christentum
in China brachte. Xu Guangqi ist ein Beweis für die Chinesen, Katholiken und Nicht-Katholiken,
dass es kein Gegensatz gibt zwischen der Zugehörigkeit zu China und zur katholischen
Kirche. Im Gegenteil, man sowohl ein großartiger Chinese sein und gleichzeitig ein
hervorragender Katholik. Das ist ein hoffnungsvoller Lichtblick für die Gegenwart
und Zukunft Chinas.“
Hintergrund Die Katholiken in China
sind seit 1957 gespalten in eine vom Staat verfolgte papsttreue Untergrundkirche und
die staatsnahe, von Rom nicht anerkannte „Patriotische Vereinigung der chinesischen
Katholiken“. Mittlerweile sind jedoch rund 90 Prozent der Bischöfe Chinas vom Papst
anerkannt. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der chinesischen Regierung hatten
sich Ende 2010 nach einer vorübergehenden Entspannung wieder verschlechtert. Anlässe
waren die ohne Zustimmung Roms erfolgte Bischofsweihe von Chendge sowie die Vollversammlung
der „Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken“. Ende März wurde erstmals
nach diesen Verstimmungen wieder ein Bischof im Einvernehmen von Vatikan und chinesischen
Behörden geweiht.