Der Heilige Stuhl
lädt Blogger zu einem Meeting im Vatikan ein – und in den ersten 24 Stunden nach Bekanntwerden
dieser Initiative bewerben sich nicht weniger als 300. Beweis für, erstens, das Interesse
und, zweitens, den „Lauffeuer-Charakter“ der Blogosphäre. Das Treffen ist real, nicht
virutell, und es findet am 2. Mai statt, weil sich der Vatikan erhofft, dass viele
internationale Blogger zur Seligsprechung von Johannes Paul ohnehin in Rom sind. Richard
Rouse leitet die Abteilung „Kommunikation und Sprache“ im Päpstlichen Kulturrat, der
das Treffen zusammen mit dem Medienrat ausrichtet.
„Wir wollten eine Kategorie
der zeitgenössischen Kultur herausfiltern, die besondere Aufmerksamkeit verdient.
In der Vergangenheit zielte die Kultur-Seelsorge vielleicht auf Künstler. Heute sind
die Blogger wichtig, und so laden wir sie ein.“
Ziel ist, auf die Internet-Publizisten
zuzugehen und einen „Dialog in beide Richtungen“ zu starten. Was der Vatikan damit
erreichen möchte, drückt Rouse so aus: dieselbe Sprache sprechen.
„Wir
haben unsere kirchliche Sprache, die Blogger haben ihre. Kardinal Ravasi sagte immer,
jede Sprache verwandelt die Person, die sie benutzt. Infolgedessen kann die Sprache
der Blogger mit ihren schnellen, aggressiven, exakten Sätzen womöglich den Charakter
einer Person verwandeln. Das ist also ein wichtiger Moment der Evangelisierung.“
Katholisch
müssen die teilnehmenden ,Blogger nicht sein, unterstreicht Rouse. Gerade die Blogosphäre
sei ein Terrain des Dialogs.
„Jeder Christ ist dazu aufgerufen, auch in
diesem Feld die Berufung des Dialogs mit den anderen zu leben, den eigenen Glauben
zu präsentieren und ins Gespräch zu kommen, Bekanntschaften zu knüpfen. Wir möchten
auch verhindern, dass die katholischen Blogger ausschließlich für andere Katholiken
schreiben, wir wollen kein Ghetto für sie.“
Bei dem informellen Treffen
am 2. Mai wird die gastgebende vatikanische Seite auch ihre eigenen neuen Kommunikationswege
vorstellen und die Blogger um ihre diesbezüglichen Anregungen bitten. Man sei klarerweise
dazu bereit, Kritik aufzunehmen und zu sehen, wie man seine Außenkommunikation bessern
könne, unterstrich Rouse. Ein Risiko gehe der Vatikan mit dem Blogger-Treffen schon
ein:
„Blogger sind hochinteressante Kommunikatoren. Sie sitzen allein vor
dem Computer und sind doch in Gesellschaft. Sie haben ihr Publikum und schaffen verflochtene
Debatten. Dann und wann organisieren sie Treffen, die, auch in der katholischen Blogosphäre,
in wahre Schlachten zwischen Personen mit divergierenden Meinungen ausarten können.
Wenn wir jetzt also ein solches Treffen abhalten, riskieren wir ähnlich erhitzte Debatten.
Wir vertrauen aber auch auf die ausgleichende Präsenz katholischer Blogger…!“
Wer
sich zu dem Treffen anmelden möchte, kann dies unter tun. Die Bewerber sollten einen
Link zu ihrem Blog mitschicken. Das erste Treffen ist bereits heillos überbucht, doch
Rouse kündigte an: „Es wird weitere Treffen geben“. (rv 13.04.2011 gs)