Vatikan/Elfenbeinküste: „Wahlverlierer muss gehen“
Der Verlierer der Wahlen in Elfenbeinküste sollte den Platz räumen. Darauf drängt
der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter
Turkson, im Interview mit Radio Vatikan. Papst Benedikt XVI. hatte den Kardinal als
Friedensgesandten in das Land geschickt. Turkson konnte aber wegen Sicherheitsrisiken
nicht einreisen und musste am vergangenen Freitag aus dem Nachbarland Ghana die Rückreise
antreten. Den Namen des international als Wahlverlierer eingestuften Laurent Gbagbo
nennt der Kardinal im Interview mit uns nicht explizit. Er hofft aber, dass der schon
seit fünf Monaten dauernde Konflikt endlich durch politisches Einlenken beendet werden
kann:
„Ich hoffe, dass der Verlierer der Wahlen den Willen der Wähler
akzeptiert. Und wenn er damit nicht einverstanden ist, soll er demokratisch die nächsten
Wahlen abwarten oder gehen. Man kann doch nicht die Menschen wegen ethnischer Konflikte
sterben lassen! Meine Hoffnung ist, dass dieses Blutvergießen aufhört und dass man
zum Dialog zurückkehren kann. Man muss den Wahlverlierer überzeugen, das Ergebnis
zu akzeptieren.“
Laurent Gbagbo und der international als Wahlsieger anerkannte
Alassana Ouattara beanspruchen das Präsidentenamt beide für sich. Zahlreiche Zivilisten
sind dem Machtkampf bisher zum Opfer gefallen: Die Menschenrechtsorganisation „Human
Rights Watch“ berichtet von Massakern an hunderten Personen, darunter Frauen und Kindern,
und dem Abbrennen ganzer Dörfer durch die Anhänger der beiden Politiker. Neben blutigen
Straßenkämpfen gebe es Überfälle und Plünderungen, zahlreiche Menschen seien auf der
Flucht, berichtete der Apostolische Nuntius in Abidjan, Erzbischof Ambrose Madtha;
bereits in der vergangenen Woche. Kardinal Turkson wünscht sich, dass die internationale
Gemeinschaft die Flüchtlinge stärker in den Blick nimmt:
„Die Flüchtlinge
steuern vor allem Liberia und Ghana an. Richtung Norden, nach Burkina Faso, fliehen
nicht viele. Um die Flüchtlinge, die schon in Ghana sind, kümmert sich – glaube ich
– so gut sie kann die Regierung des Landes. In Liberia aber gibt es wohl einige Probleme,
denn das Land hat gerade einen Krieg hinter sich und ist noch voll im Wiederaufbau.
Deshalb hat es nicht dieselben Möglichkeiten, alle diese Flüchtlinge aufzunehmen.
Vielleicht müsste die internationale Gemeinschaft darauf ihre Aufmerksamkeit konzentrieren
und sehen, was sie da tun kann.“
Papst Benedikt XVI. hatte die Konfliktparteien
in den letzten Wochen mehrere Male zu einer friedlichen Lösung in Elfenbeinküste aufgerufen.
Die Kirche des Landes versuche, die Bevölkerung so gut es geht zu unterstützen, berichtet
Kardinal Turkson, der in den letzten Tagen mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz
von Elfenbeinküste und mit dem Päpstlichen Nuntius in Abidjan, Erzbischof Madtha,
telefoniert hat.
„Wie in ähnlichen Situationen wird auch jetzt die Bischofskonferenz
ein wichtiger Bezugspunkt in dem Land und für die Bevölkerung, auch wenn nicht alle
Menschen in Elfenbeinküste katholische sind. Man versucht zu verhindern, dass sich
der Konflikt ausweitet und einen Dialog zwischen den beiden Konfliktparteien zu fördern.
Und man will die Menschen ermutigen, unterstützen und sie die Solidarität der Weltkirche
spüren lassen.“
Allerdings ist die Arbeit der Kirche in Abidjan teilweise
eingeschränkt. So sitze Erzbischof Madtha derzeit in der Vatikanbotschaft fest, erzählt
Kardinal Turkson. Die Botschaft befindet sich in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalastes,
in der sich der Wahlverlierer Laurent Gbagbo verschanzt hält. Die Vatikanbotschaft
war am Wochenende bei Kämpfen beschädigt worden, zum Glück wurden dabei keine Mitarbeiter
verletzt.