2011-04-11 14:19:21

Vatikan/Elfenbeinküste: „Wahlverlierer muss gehen“


Der Verlierer der Wahlen in Elfenbeinküste sollte den Platz räumen. Darauf drängt der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, im Interview mit Radio Vatikan. Papst Benedikt XVI. hatte den Kardinal als Friedensgesandten in das Land geschickt. Turkson konnte aber wegen Sicherheitsrisiken nicht einreisen und musste am vergangenen Freitag aus dem Nachbarland Ghana die Rückreise antreten. Den Namen des international als Wahlverlierer eingestuften Laurent Gbagbo nennt der Kardinal im Interview mit uns nicht explizit. Er hofft aber, dass der schon seit fünf Monaten dauernde Konflikt endlich durch politisches Einlenken beendet werden kann:

„Ich hoffe, dass der Verlierer der Wahlen den Willen der Wähler akzeptiert. Und wenn er damit nicht einverstanden ist, soll er demokratisch die nächsten Wahlen abwarten oder gehen. Man kann doch nicht die Menschen wegen ethnischer Konflikte sterben lassen! Meine Hoffnung ist, dass dieses Blutvergießen aufhört und dass man zum Dialog zurückkehren kann. Man muss den Wahlverlierer überzeugen, das Ergebnis zu akzeptieren.“

Laurent Gbagbo und der international als Wahlsieger anerkannte Alassana Ouattara beanspruchen das Präsidentenamt beide für sich. Zahlreiche Zivilisten sind dem Machtkampf bisher zum Opfer gefallen: Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ berichtet von Massakern an hunderten Personen, darunter Frauen und Kindern, und dem Abbrennen ganzer Dörfer durch die Anhänger der beiden Politiker. Neben blutigen Straßenkämpfen gebe es Überfälle und Plünderungen, zahlreiche Menschen seien auf der Flucht, berichtete der Apostolische Nuntius in Abidjan, Erzbischof Ambrose Madtha; bereits in der vergangenen Woche. Kardinal Turkson wünscht sich, dass die internationale Gemeinschaft die Flüchtlinge stärker in den Blick nimmt:

„Die Flüchtlinge steuern vor allem Liberia und Ghana an. Richtung Norden, nach Burkina Faso, fliehen nicht viele. Um die Flüchtlinge, die schon in Ghana sind, kümmert sich – glaube ich – so gut sie kann die Regierung des Landes. In Liberia aber gibt es wohl einige Probleme, denn das Land hat gerade einen Krieg hinter sich und ist noch voll im Wiederaufbau. Deshalb hat es nicht dieselben Möglichkeiten, alle diese Flüchtlinge aufzunehmen. Vielleicht müsste die internationale Gemeinschaft darauf ihre Aufmerksamkeit konzentrieren und sehen, was sie da tun kann.“

Papst Benedikt XVI. hatte die Konfliktparteien in den letzten Wochen mehrere Male zu einer friedlichen Lösung in Elfenbeinküste aufgerufen. Die Kirche des Landes versuche, die Bevölkerung so gut es geht zu unterstützen, berichtet Kardinal Turkson, der in den letzten Tagen mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Elfenbeinküste und mit dem Päpstlichen Nuntius in Abidjan, Erzbischof Madtha, telefoniert hat.

„Wie in ähnlichen Situationen wird auch jetzt die Bischofskonferenz ein wichtiger Bezugspunkt in dem Land und für die Bevölkerung, auch wenn nicht alle Menschen in Elfenbeinküste katholische sind. Man versucht zu verhindern, dass sich der Konflikt ausweitet und einen Dialog zwischen den beiden Konfliktparteien zu fördern. Und man will die Menschen ermutigen, unterstützen und sie die Solidarität der Weltkirche spüren lassen.“

Allerdings ist die Arbeit der Kirche in Abidjan teilweise eingeschränkt. So sitze Erzbischof Madtha derzeit in der Vatikanbotschaft fest, erzählt Kardinal Turkson. Die Botschaft befindet sich in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalastes, in der sich der Wahlverlierer Laurent Gbagbo verschanzt hält. Die Vatikanbotschaft war am Wochenende bei Kämpfen beschädigt worden, zum Glück wurden dabei keine Mitarbeiter verletzt.

(rv 11.04.2011 pr)








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