Auf diesen Freitag
fällt der internationale UNO-Tag der Roma. Auf den Tag genau vor 40 Jahren ist in
London mit der „Romani Union“ die erste weltweite Organisation dieser Volksgruppe
gegründet worden. Seitdem wird jedes Jahr am 8. April auf die Situation der Roma und
Sinti aufmerksam gemacht, die auch heute noch in vielen Ländern Europas Opfer von
rassistischer Gewalt sowie sozialer und politischer Ausgrenzung sind. So auch in Italien:
In Rom sind vor etwas mehr als einem Jahr tausende Roma in Lager außerhalb der Stadt
gebracht worden. Einer dieser Roma bittet jetzt auch die Kirche und den Papst um Hilfe.
Für Radio Vatikan berichtet Alex Kofler:
Es war im Februar vergangenen Jahres,
als die römische Stadtverwaltung eines der größten Roma-Lager Europas, das Casilino
900, räumen hat lassen. Die meisten ehemaligen Bewohner sind nach Salone gebracht
worden, in ein Containerlager am Stadtrand mitten im Nirgendwo. Rund 1.000 Menschen
leben mittlerweile in dem Lager, von einem hohen Zaun umgeben und flächendeckend von
der Polizei mit Kameras überwacht. Einer dieser Bewohner ist Najo Azdovic, der wie
viele seiner Landsleute Anfang der 90er Jahre vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien
nach Italien geflohen ist. Trotz allem hat er die Hoffnung nicht aufgegeben:
„Die
Hauptstadt Rom beginnt sich heute zu ändern. Auch die Italiener selbst beginnen zu
verstehen und ihre Haltung zu ändern, die ja in Hinblick auf die Roma sehr verschlossen
war. Es ist ein sehr schwerer Weg mit vielen Hindernissen, aber er ist machbar. Und
hier möchte ich einen Appell an die Bischöfe, an den Heiligen Vater und an alle richten,
uns zu helfen, damit unsere Kinder ein besseres Leben haben können.“
Mittlerweile
haben die Roma mit den römischen Behörden einen Kompromiss erreicht: Jeder, der keine
Straftaten begangen hat und der sich bei den Behörden hat registrieren lassen, bekommt
im Gegenzug eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Und das ist die Voraussetzung
dafür, um legal arbeiten zu können.
„Das große Problem hier und in allen
anderen Lagern ist die Arbeitslosigkeit. Die Frage ist, wie junge Leute und auch Frauen
Arbeit finden können. Das ist ein großes Problem. Mittlerweile haben wir hier verschiedene
Arbeitsgruppen gebildet. Es gibt Gruppen, die sich für die Schulbildung der Kinder
kümmern. Dann gibt es die bosnischen Arbeitsgruppen, die hauptsächlich dafür zuständig
sind, die Lager sauber und sicher zu halten; einige davon arbeiten auch als Gärtner.“
Diese Arbeitsgruppen stehen noch am Beginn und haben viel Unterstützung
nötig, so Azdovic. Wichtig sei die Beschäftigung vor allem für die Glaubwürdigkeit
der Roma, damit auch andere Firmen und Unternehmen Vertrauen schöpfen können.
Mit
rund zwölf Millionen Menschen sind Roma und Sinti die größte ethnische Minderheit
Europas. Nach Angaben der europäischen Agentur für Menschenrechte gehören Roma zu
den am meisten von Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus betroffenen Gruppen
in Europa. (rv 08.06.2011 ak)