Alle eventuellen Vermittlungsversuche
des Vatikans im Konflikt in Elfenbeinküste sind schon blockiert, bevor sie beginnen
konnten: Der von Papst Benedikt als Friedensbotschafter entsandte Präsident des Päpstlichen
Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, konnte wegen
der anhaltenden schweren Kämpfe zwischen den Bürgerkriegsparteien gar nicht erst in
das Land einreisen. Der aus Ghana stammende Turkson saß seit mehreren Tagen in der
dortigen Hauptstadt Accra fest. Noch am Mittwoch hatte der Papst während der Generalaudienz
die Hoffnung auf eine baldige Einreise Turksons in die Elfenbeinküste geäußert. Von
bürgerkriegsähnlichen Zuständen in dem Land berichtet der Italiener Lorenzo Nizzardo,
der seit über dreißig Jahren in Elfenbeinküste wohnt und arbeitet, im Gespräch mit
Radio Vatikan: „Alle sitzen in ihren Häusern fest und verstecken sich im Flur,
um nicht durch Kugeln getroffen zu werden, die durch die Fenster eindringen. Seit
mehreren Tagen können die Menschen weder einkaufen noch ihre Wassertanks nachfüllen
oder Vorräte besorgen. Auch die Angst vor Bombenanschlägen geht um. In vielen Vierteln
ist das Stromnetz zusammengebrochen, und es herrscht Wassermangel. Wer entkommen kann,
sucht Schutz in den Militärbasislagern der Vereinten Nationen. Das ist wirklich ein
Bürgerkrieg hier.“ Unterdessen hat der international anerkannte Präsident von
Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, seine Landsleute in einer Fernsehansprache zu Versöhnung
aufgerufen. Niemand dürfe Rache nehmen, forderte der Staatschef, dessen Truppen inzwischen
weitgehend das Land kontrollieren. Viele Beobachter trauen allerdings den Appellen
Ouattaras genauso wenig wie denen seines politischen Gegners, des bisherigen Präsidenten
Laurent Gbagbo: Bei ihrem Machtkampf sollen beide Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen
begangen haben. (pm/rv 08.04.2011 pr)