UNO/D: „Wir bräuchten 200 Millionen Euro pro Jahr“
Jedes Jahr am 7. April
erinnert die Weltgesundheitsorganisation WHO an Gesundheitsrisiken. In diesem Jahr
richtet die Organisation einen besonderen Blick auf die Gefahren durch Antibiotika-Resistenzen.
Auch die Kindernothilfe macht bei der Aktion mit. Sie rückt speziell die mangelnde
medizinische Versorgung für HIV-positive Frauen und ihre Kinder in den Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit. Die Übertragung des Virus von Müttern auf Kindern ist eine dramatische
Tatsache in vielen Ländern dieser Welt. Sascha Decker von der Kindernothilfe betont
im Gespräch mit dem Kölner Domradio, dass sich zwar die Situation der Aids-Epidemie
nicht verschlimmert habe:
„Aber gerade bei den schwangeren Frauen im südlichen
Afrika ist ein großer Mangel festzustellen. Dort ist es so, dass zwei Drittel aller
HIV-infizierten schwangeren Frauen keinen Zugang zu der lebensnotwendigen Therapie
haben. Das bedeutet, dass sich jeden Tag Tausende Ungeborene mit diesen HI-Virus anstecken.
Wenn sie dann keine Behandlung bekommen, dann sterben sie sehr wahrscheinlich bereits
in den ersten zwei Lebensjahren.“
Geld spielt dabei eine große Rolle: Die
Regierungen in Afrika wollen oder müssen sparen - und das auf Kosten der Prävention
und Pflege.
„Die Kindernothilfe hat darauf hingewiesen, dass diese Entwicklung
fast ein stiller Tsunami ist. Wir müssen diese Übertragung von der Mutter auf das
Kind stoppen. Das können wir, indem man der schwangeren Frau eine besondere Therapie
zukommen lässt; im Grunde handelt es sich hier um eine Medikamentenabgabe. Wenn das
Kind dann auf der Welt ist, wird eine weitere Therapie durchführt. Mutter und Kind
müssen dann auch begleitet werden. Wir reden hier über eine Investition von weniger
als hundert Euro pro Familie.“
Die deutsche Regierung hat sich international
dazu verpflichtet, mehr Geld für Hilfe zur Verfügung zu stellen, so Sascha Decker.
„Die
jetzige Bundesregierung kommt den internationalen Verpflichtungen aber nicht nach.
Seit Mittwoch ist es auch amtlich: Der jetzt vorliegende Haushaltsplan für 2012 wird
den Trend nicht umkehren können. Daher fordern wir – und mit uns etwa 180 Bundestagsabgeordnete
aller Fraktionen –, über eine Milliarde Euro mehr pro Haushalt in der Entwicklungshilfe
zu investieren. Und auch einen besonderen Fokus auf das Mutter-Kind-Problem zu setzen.
Wir brauchen jedes Jahr etwa 200 Millionen Euro dafür.“
Hintergrund Die
WHO führt in diesem Jahr eine weltweite Kampagne durch mit dem Ziel, die Wirkung von
Antibiotika, von Medikamenten zur Behandlung von Malaria und von Medikamenten zur
Behandlung von HIV/ AIDS für weitere Generationen zur erhalten. Die weltweite Verbreitung
von antimikrobiellen Resistenzen gefährdet nicht nur die Wirksamkeit von Medikamenten,
die zur Zeit eingesetzt werden, sondern bedroht auch wichtige zukünftige Fortschritte,
die bei der Bekämpfung gefährlicher Infektionskrankheiten erzielt werden könnten.
Um dies zu betonen, wird die Kampagne der WHO einen speziellen Fokus auf die HIV/AIDS-,
Tuberkulose- und Malaria-Epidemien legen. Sie wird Regierungen und Verantwortliche
dazu aufrufen, Strategien und Praktiken umzusetzen, die notwendig sind, um dem Entstehen
von hochresistenten Keimen entgegen zu wirken und für betroffene Menschen die angemessene
Versorgung sicher stellen.