2011-04-06 09:43:55

Haiti: Neuer Präsident „nicht erfahren genug“


RealAudioMP3 Ein Popmusiker namens Michel Martelly soll nächster Präsident von Haiti werden. Nach den offiziellen Zahlen der Wahlkommission, die jetzt vorgelegt wurden, haben bei den Wahlen vor drei Wochen 68 Prozent der Wahlberechtigten für „Sweet Micky“ gestimmt. In genau zehn Tagen soll er das höchste Staatsamt vom derzeitigen Präsidenten René Préval übernehmen. Keine besonders schöne Aussicht, findet Michael Huhn vom Lateinamerika-Hilfswerk „Adveniat“ im Gespräch mit dem Kölner Domradio.

„Ich halte ihn nicht für erfahren genug – obwohl Martelly durchaus in der Politik seine Hand im Spiel hatte, nämlich als ein Vertrauensmann der Schergen der Militärdiktatur Anfang der neunziger Jahre. Dass er kein ausgewiesener Karrierepolitiker ist, hat er für sich selbst immer als eine Stärke, nie als eine Schwäche bezeichnet. Sein Leitsatz im Wahlkampf war: Es kommt auf den Mann an, nicht auf den Plan.“

Martelly hat sich bislang als Mann der Jugend und der Ausgeschlossenen präsentiert, gleichzeitig aber betont, er wolle eng mit dem Ausland zusammenarbeiten, also nicht die Abgrenzungspolitik des früheren Präsidenten Aristide fortsetzen. Wobei er gleichzeitig die Abhängigkeit des Landes von auswärtiger Hilfe aufbrechen möchte.

„All das klingt als Idee nicht falsch – die große Frage ist, wie er das hinbekommen will. Da ist es auch die Frage, wer seine Berater im Hintergrund sind, denn die braucht er... Gewiss sind es diejenigen, die seinen sehr teuren Wahlkampf bezahlt haben, denn er hat ja seinen Wahlkampf durch eine spanische Agentur steuern lassen, die richtig teuer ist... Und da stellt sich natürlich die Frage, wer das alles finanziert. Die, die das finanziert haben, haben das nicht aus Jux und Dollerei gemacht, sondern die wollen jetzt Gegenleistungen!“

(domradio/rv 06.04.2011 sk)








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