Der pakistanische
Minderheitsminister Shabaz Bhatti wurde von allen im Stich gelassen: Nur so war seine
Ermordung möglich. Das sagte an diesem Dienstag der italienische Außenminister Franco
Frattini bei einem Treffen der Gemeinschaft Sant´Egidio in Rom. Die katholische Gemeinschaft
führte eine Konferenz durch in Andenken an den getöteten pakistanischen Minderheitsminister
Bhatti. Bei dem Treffen in Rom war auch der Bruder des Verstobenen anwesend, der den
Rat der pakistanischen Minderheiten leitet und die Regierung berät. Paul Bhatti sprach
auf Italienisch.
„Ich und meine Familie haben den Mördern vergeben. Das
lehrt uns das Christentum. Die Vergebung war eines der Leitmotive in Shabaz Leben.
Das bedeutet aber auch, dass die Suche nach der Wahrheit und der Gerechtigkeit wichtig
ist. Denn nur dort, wo die Wahrheit und die Gerechtigkeit herrschen, können Frieden
und Vergebung und jegliche menschliche Würde überhaupt existieren.“
Sein
Bruder habe sich nicht nur für Christen in Pakistan eingesetzt: Shabaz Bhatti habe
vielmehr für alle Benachteiligten gearbeitet, betonte sein Bruder Paul.
„Ich
versichere euch, dass meine Familie sein Werk fortführen wird. Unser Ziel ist der
Friede und die Gerechtigkeit in Pakistan und auf der Welt. Denn der Friede ist eine
universelle Verantwortung, das heißt der Friede gehört allen Menschen. Dazu sind nicht
große Gesten notwendig. Der Friede ist auch in den alltäglichen kleinen Dingen wichtig.
Deshalb bitte ich alle Gläubigen um Beistand und um Gebet. Damit können wir die Hoffnung
von Shabaz wach halten.“
Der italienische Außenminister Franco Frattini
erinnerte daran, dass gerade Europa eine gewisse Mitschuld trage an der Ermordung
Shabaz Bhattis. Europa habe den Minister - er war der einzige Christ in Pakistans
Kabinett - nicht vollumfänglich unterstützt, klagte Frattini an. Er bezeichnete den
Ermordeten als einen „Märtyrer des Glaubens unserer Zeit“.