Es ist ein Signal
für den ganzen Kontinent: Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, wählt diese
Woche in drei Schritten einen neuen Präsidenten. Zum vierten Mal seit der Unabhängigkeit
von Großbritannien im Jahr 1960 und der darauf folgenden Militärdiktaturen versucht
sich das Land an der Demokratie. Der Staat hat seinen Bürgern bisher aber nur wenig
geboten: Vor allem korrupte Politiker und hohe Arbeitslosigkeit. Zudem ist die Lebenserwartung
mit 48 Jahren eine der niedrigsten weltweit. Über die Probleme Nigerias haben wir
mit Pater Giulio Albanese gesprochen. Der Comboni-Missionar leitet die Zeitschriften
der Päpstlichen Missionswerke. :
„Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses
Land im Geld schwimmt, dass es ein wahres Eldorado sein könnte. Allerdings besitzt
ein einziges Prozent der Bevölkerung, die so genannte Führungsschicht, drei Viertel
des ganzen Reichtums! Das ist das Drama Nigerias: Es hat riesiges Potential, aber
die Interessen des Auslands sind ein stark destabilisierender Faktor. Und dann sind
da noch Korruption und Vetternwirtschaft. Diese beiden Übel schaden am meisten der
sozial schwachen Schicht, die den Großteil der Bevölkerung ausmacht.“
Bei
den Letzten Wahlen in Nigeria vor vier Jahren sind durch gewaltsame Ausschreitungen
mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen. Diesmal gibt es Berichte, dass im Norden
des Landes bewaffnete Männer, wahrscheinlich Mitglieder einer radikal-islamischen
Gruppe, ein Kommissariat gestürmt haben. Pater Albanese ist sich der heiklen Situation
bewusst, in der sich das Land befindet:
„Der Riese Nigeria spielt eine wichtige
strategische Rolle im Afrika südlich der Sahara. Schon allein deshalb ist eine starke
Regierung in Abuja sehr wichtig. Nicht nur für die Zukunft des Landes, sondern auch
für den restlichen Kontinent. Zum Beispiel hat Nigeria in diesem Moment des Übergangs
und Wartens auf einen neuen Präsidenten im Bürgerkrieg in Elfenbeinbeinküste für die
Vermittlungen zwischen Gbagbo und dem international anerkannten Wahlsieger Ouattara
nichts beitragen können.“
Die Wahlen waren wegen organisatorischer Schwierigkeiten
verschoben worden; wie die Wahlkommission am vergangenen Sonntag entschied, finden
sie nun in drei Schritten und an drei verschiedenen Tagen statt: am 9. April die Wahl
des Senates und des Kabinetts, am 16. April die Präsidentschaftswahlen und am 26.
April die Regionalwahlen. Nach Angaben von Afp mangelte es in den Wahlbüros offenbar
an Personal und Material für die Wahlen. (rv/afp 04.04.2011 ak/pr)