2011-04-04 15:35:34

Italien: Flüchtlingsalarm in Nord und Süd


Der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika Richtung Europa reißt nicht ab. Nach Angaben von AP sichtete die italienische Polizei am Wochenende mehrere Boote, die von Tunesien kommend die Sizilien vorgelagerte Insel Lampedusa ansteuerten. Etwa hundert Menschen, darunter auch fünf Kinder, mussten von einem sinkenden Boot gerettet werden, berichtet AP weiter. Ein weiteres Boot mit etwa 40 Flüchtlingen sei von einem Polizei-Helikopter aus gesichtet worden. Die italienische Regierung hatte in der vergangenen Woche den Abtransport der Flüchtlinge von der überfüllten Insel Lampedusa in andere Flüchtlingslager in Italien angeordnet.

Proteste in Nord und Süd
In Calambrone, in der Näher der norditalienischen Stadt Pisa, demonstrierten an diesem Montag Anwohner gegen die Errichtung eines Flüchtlingslagers; 120 Lampedusa-Flüchtlinge sollen in dem Ort womöglich noch im Laufe des Tages in einem ehemaligen orthopädischen Krankenhaus untergebracht werden. Die Anwohner fürchten nach eigenen Angaben Einbußen im Tourismusgeschäft durch die Präsenz der Flüchtlinge. In Manduria in Süditalien demonstrierten am Sonntagnachmittag 300 Flüchtlinge für Bewegungsfreiheit und den Erhalt von Aufenthaltsgenehmigungen. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa überwanden sie die Absperrung des Flüchtlingslagers, um auf der Straße zu protestieren. Am Knotenpunkt Lampedusa sorgte unterdessen ein Brand in einer von der Kirche betriebenen Flüchtlingsunterkunft für Aufsehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Adnkronos zündeten einige minderjährige Flüchtlinge einige Materatzen in der Unterkunft an. Das Feuer sei jedoch umgehend von den Ordnungskräften gelöscht worden, hieß es. Unter den minderjährigen Flüchtlingen befänden sich auch Kinder im Alter von 12 Jahren, die ohne Angehörige eingetroffen seien, hieß es weiter.

Bald Krisengipfel?
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist an diesem Montag zu Gesprächen nach Tunis gereist. Er will unter anderem an die tunesischen Behörden appellieren, die illegal organisierten Überfahrten zu stoppen. Am Sonntag besprach Berlusconi mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy das Flüchtlingsproblem, wie die Agentur Agi berichtete. Man plane einen gemeinsamen Krisengipfel zum Thema, wurde bekannt. Deutsche und afrikanische Kirchenvertreter mahnten die Europäische Union an diesem Montag zu mehr Solidarität und Asyl für die Flüchtlinge. Alle Staaten seien „rechtlich und moralisch“ zum Schutz der Flüchtlinge verpflichtet, so die Teilnehmer des traditionellen Bischofstreffens in München und Berlin in einer Abschlusserklärung.

(ap/ansa/agi/adnkronos/pm 04.04.2011 pr)








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