Der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika Richtung Europa reißt nicht ab. Nach Angaben von
AP sichtete die italienische Polizei am Wochenende mehrere Boote, die von Tunesien
kommend die Sizilien vorgelagerte Insel Lampedusa ansteuerten. Etwa hundert Menschen,
darunter auch fünf Kinder, mussten von einem sinkenden Boot gerettet werden, berichtet
AP weiter. Ein weiteres Boot mit etwa 40 Flüchtlingen sei von einem Polizei-Helikopter
aus gesichtet worden. Die italienische Regierung hatte in der vergangenen Woche den
Abtransport der Flüchtlinge von der überfüllten Insel Lampedusa in andere Flüchtlingslager
in Italien angeordnet.
Proteste in Nord und Süd In Calambrone,
in der Näher der norditalienischen Stadt Pisa, demonstrierten an diesem Montag Anwohner
gegen die Errichtung eines Flüchtlingslagers; 120 Lampedusa-Flüchtlinge sollen in
dem Ort womöglich noch im Laufe des Tages in einem ehemaligen orthopädischen Krankenhaus
untergebracht werden. Die Anwohner fürchten nach eigenen Angaben Einbußen im Tourismusgeschäft
durch die Präsenz der Flüchtlinge. In Manduria in Süditalien demonstrierten am Sonntagnachmittag
300 Flüchtlinge für Bewegungsfreiheit und den Erhalt von Aufenthaltsgenehmigungen.
Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa überwanden sie die Absperrung
des Flüchtlingslagers, um auf der Straße zu protestieren. Am Knotenpunkt Lampedusa
sorgte unterdessen ein Brand in einer von der Kirche betriebenen Flüchtlingsunterkunft
für Aufsehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Adnkronos zündeten einige minderjährige
Flüchtlinge einige Materatzen in der Unterkunft an. Das Feuer sei jedoch umgehend
von den Ordnungskräften gelöscht worden, hieß es. Unter den minderjährigen Flüchtlingen
befänden sich auch Kinder im Alter von 12 Jahren, die ohne Angehörige eingetroffen
seien, hieß es weiter.
Bald Krisengipfel? Der italienische
Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist an diesem Montag zu Gesprächen nach Tunis
gereist. Er will unter anderem an die tunesischen Behörden appellieren, die illegal
organisierten Überfahrten zu stoppen. Am Sonntag besprach Berlusconi mit dem französischen
Präsidenten Nicolas Sarkozy das Flüchtlingsproblem, wie die Agentur Agi berichtete.
Man plane einen gemeinsamen Krisengipfel zum Thema, wurde bekannt. Deutsche und afrikanische
Kirchenvertreter mahnten die Europäische Union an diesem Montag zu mehr Solidarität
und Asyl für die Flüchtlinge. Alle Staaten seien „rechtlich und moralisch“ zum Schutz
der Flüchtlinge verpflichtet, so die Teilnehmer des traditionellen Bischofstreffens
in München und Berlin in einer Abschlusserklärung.