Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, hat im Namen des Bistums bei
Heimkindern für erlittenes Unrecht um Vergebung gebeten. Fürst äußerte sich an diesem
Montag vor Journalisten in Stuttgart bei der Vorstellung einer Studie, in der die
Geschichte der katholischen Heimerziehung in der schwäbischen Diözese aus den 1950er
und 1960er Jahren aufgearbeitet wird. Die Diözese werde sich aktiv an einer materiellen
Entschädigung der Opfer beteiligen, sicherte Fürst zu. Konkrete Zahlen nannte der
Bischof allerdings nicht; er verwies dabei auf den Runden Tisch Heimerziehung. – Die
vom Stuttgarter Institut für angewandte Sozialwissenschaften (IfaS) erstellte Arbeit
mit dem Titel „Die Zeit heilt keine Wunden“ bewertete Fürst als „wichtigen Beitrag
zur Diözesangeschichte“. Für die 320-seitige Untersuchung, die für die deutschen Diözesen
bislang einmalig ist, wurden 25 ehemalige Heimkinder und 15 Erziehungspersonen befragt,
die in den 1950er und 1960er Jahren in den heute noch bestehenden 15 Jugendhilfeeinrichtungen
der Diözese lebten und arbeiteten. Aus den 1980er und 1990er Jahren wurden weitere
14 Heimkinder und 10 Erziehungspersonen als Zeitzeugen interviewt. Das Bistum hatte
sich 2009 zur Aufarbeitung dieses Teils seiner Geschichte entschieden.