Ins Flüchtlingsdrama auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa kommt Bewegung.
Wegen der Tausenden Migranten auf der Insel sind die Lebensmittel knapp geworden,
Proteste der Bewohner waren die Folge. In den vergangenen Tagen haben Schiffe Hunderte
Flüchtlinge nach Sizilien oder ans süditalienische Festland gebracht. Im Gespräch
mit Radio Vatikan schildert der Pfarrer der Kirche San Gerlando, Don Stefano Nastasi,
die aktuelle Stimmung auf der Insel:
„Die Menschen hier beruhigen sich
etwas. Das ist klar - bei der Liste an Versprechungen, die der Ministerpräsident hier
gemacht hat. Schauen wir mal, wie viele dieser Versprechungen er in den nächsten Tagen
auch halten wird.“
Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte bei einem
Blitzbesuch auf Lampedusa u.a. erklärt, die Bewohner der Insel sollten für den Friedens-Nobelpreis
vorgeschlagen und die Insel in eine Freihandelszone umgewandelt werden. Laut Don Stefano
lassen sich die Reaktionen auf die Umsiedelungen der Flüchtlinge bereits unmittelbar
einschätzen: Innerhalb der Gemeinschäft ließen die Spannungen nach. Scharfe Worte
findet der Geistliche für die fehlende Unterstützung seitens der Regierung und der
Europäischen Union:
"Wir haben es hier in Lampedusa auf jeden Fall mit dem
Scheitern des Notfallplanes zu tun. Wir haben es hier aber auch mit dem Fehlen einer
Flüchtlingspolitik auf europäischem Niveau zu tun. Dazu gibt es nicht mehr zu sagen.
Ansonsten denke ich, dass es statt Geschwätzes und Streit in unserer Regierung Taten
geben müsse. Genauso wie es auch nötig ist, dass die europäische Union so bald als
möglich eingreift. Sicher handelt es sich hier nicht um ein Problem, das sich von
heute auf morgen lösen lassen wird. Der Flüchtlingsstrom wird auch in den kommenden
Monaten nicht abreißen, Europa muss politisch tätig werden, doch das passiert im Moment
nicht. Ich erinnere an die Worte des Heiligen Paulus: „Einer trage des anderen Last“.
Es ist ein Aufruf, mit uns zusammen diese Last zu tragen, uns nicht allein zu lassen.“
Unterdessen
werden immer wieder neue tragische Schicksale von Flüchtlingen bekannt. So sollen
laut schiffsbrüchigen Migranten, die vor Lampedusa aus dem Meer gerettet worden sind,
elf Personen, darunter auch Kinder, ertrunken sein. Die tunesischen Behörden bestätigen
unterdessen den Untergang eines weiteren Flüchtlingsbootes vor der tunesischen Küste. (rv
01.04.2011 ak)