2011-04-01 13:31:14

Lampedusa: „Helft uns, diese Last zu tragen"


Ins Flüchtlingsdrama auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa kommt Bewegung. Wegen der Tausenden Migranten auf der Insel sind die Lebensmittel knapp geworden, Proteste der Bewohner waren die Folge. In den vergangenen Tagen haben Schiffe Hunderte Flüchtlinge nach Sizilien oder ans süditalienische Festland gebracht. Im Gespräch mit Radio Vatikan schildert der Pfarrer der Kirche San Gerlando, Don Stefano Nastasi, die aktuelle Stimmung auf der Insel:

„Die Menschen hier beruhigen sich etwas. Das ist klar - bei der Liste an Versprechungen, die der Ministerpräsident hier gemacht hat. Schauen wir mal, wie viele dieser Versprechungen er in den nächsten Tagen auch halten wird.“

Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte bei einem Blitzbesuch auf Lampedusa u.a. erklärt, die Bewohner der Insel sollten für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen und die Insel in eine Freihandelszone umgewandelt werden. Laut Don Stefano lassen sich die Reaktionen auf die Umsiedelungen der Flüchtlinge bereits unmittelbar einschätzen: Innerhalb der Gemeinschäft ließen die Spannungen nach. Scharfe Worte findet der Geistliche für die fehlende Unterstützung seitens der Regierung und der Europäischen Union:

"Wir haben es hier in Lampedusa auf jeden Fall mit dem Scheitern des Notfallplanes zu tun. Wir haben es hier aber auch mit dem Fehlen einer Flüchtlingspolitik auf europäischem Niveau zu tun. Dazu gibt es nicht mehr zu sagen. Ansonsten denke ich, dass es statt Geschwätzes und Streit in unserer Regierung Taten geben müsse. Genauso wie es auch nötig ist, dass die europäische Union so bald als möglich eingreift. Sicher handelt es sich hier nicht um ein Problem, das sich von heute auf morgen lösen lassen wird. Der Flüchtlingsstrom wird auch in den kommenden Monaten nicht abreißen, Europa muss politisch tätig werden, doch das passiert im Moment nicht. Ich erinnere an die Worte des Heiligen Paulus: „Einer trage des anderen Last“. Es ist ein Aufruf, mit uns zusammen diese Last zu tragen, uns nicht allein zu lassen.“

Unterdessen werden immer wieder neue tragische Schicksale von Flüchtlingen bekannt. So sollen laut schiffsbrüchigen Migranten, die vor Lampedusa aus dem Meer gerettet worden sind, elf Personen, darunter auch Kinder, ertrunken sein. Die tunesischen Behörden bestätigen unterdessen den Untergang eines weiteren Flüchtlingsbootes vor der tunesischen Küste.
(rv 01.04.2011 ak)








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